Berufliche Ethik und Medienqualität

IFJ-Weltkongress in Athen: Weiterbildung – eine der wichtigsten Aufgaben

Alle drei Jahre legt die Internationale Journalisten-Föderation (IJF) auf ihrem Weltkongress die Schwerpunkte ihrer künftigen Arbeit fest. „Journalismus in Bewegung“ war das Motto für den Kongress 2004 in Athen.

„Was würde CNN ohne Krieg und Terror tun?“, war die Frage des deutschen dju-Delegierten Wolfgang Mayer an den CNN-Starmoderator Chris Cramer. Und: Kommen Krieg und Terror manchen Medien nicht gelegen, weil sie Einschaltquoten und Auflagen steigern? Führt die Beschränkung der Berichterstattung aus dem Nahen Osten auf Bomben nicht zu Vorurteilen, die die dort lebenden Menschen zu Geiseln kommerzieller Interessen von manchen Medien werden lassen? Cramer war Gastredner beim Weltkongress der IJF, und er wies den in den Fragen enthaltenen Verdacht weit von sich. Die zunehmende kommerzielle Ausbeutung von Information nannte dagegen IJF-Generalsekretär Aidan White als eines der großen Probleme. Zugleich wird weltweit immer deutlicher, dass nicht nur die berufliche Ethik und Gesetze, sondern auch die sozialen Bedingungen, unter denen Journalistinnen und Journalisten arbeiten müssen, über die Qualität der Berichterstattung entscheiden. Und es war allen klar: Wenn die Auseinandersetzungen um die Interessen der Kolleginnen und Kollegen, die die Journalistengewerkschaften in Europa führen, nicht gewonnen werden, dann sind sie weltweit verloren.

Die Globalisierung auch im Mediengeschäft und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in internationalen Betriebsratsgremien war ein weiteres wichtiges Thema auf dem Kongress. Das Problem der Gleichberechtigung bleibt international auf der Tagesordnung – in Russland beispielsweise sind rund 80 Prozent der Redaktionsstellen mit Frauen besetzt, weil diese eben billiger sind. Der südafrikanische Delegierte Tuwani Gumani legte den Finger in eine Wunde, die die Mehrheit der Journalistengewerkschaften hat: Wie kann man den Nachwuchs zur Mitarbeit motivieren? Kollegen schließen sich Organisationen schließlich immer nur wegen persönlicher Interessen an. An diesen müssten sich die Gewerkschaften orientieren.

Der Wissensstand von Journalisten ist manchmal beschämend. Ein Berufskollege aus den USA gestand: „Das meiste, was wir von anderen Ländern wissen, ist die jeweils aktuelle Wetterlage aus dem Wetterbericht“. Der Kollege lernte in Athen immerhin hinzu: „Wir Amerikaner haben immer gedacht, dass wir die Demokratie erfunden haben. Hier in Griechenland hören wir, dass auch die Griechen wohl eine gewisse Rolle gespielt haben“.

Für Urheberrechte eintreten

Die berufliche Weiterbildung wurde denn auch als neue, zentrale Aufgabe ins IJF-Arbeitsprogramm aufgenommen, das dju und DJV als Antrag zum Kongress einbrachten. Themen wie das Urheberrecht, journalistische Unabhängigkeit, die Koalitionsfreiheit und eben Gleichberechtigung sowie internationale Betriebsräte stehen weiter auf der verabschiedeten Liste, die nun mit Leben erfüllt werden muss.

Als Präsident der IJF wurde der Australier Christopher Warren – ohne Gegenkandidat und mit 70,1 Prozent der Stimmen – wiedergewählt. „Senior Vice President“ ist nun der Däne Soren Wormslev. Er löst den DJV-Kollegen Gustl Glattfelder ab, der nicht wieder zur Wahl stand. Von deutscher Seite kandidierte erfolgreich der DJV-Kollege Uli Remmel für das Exekutiv-Komitee.

 

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