Meinung
Der Aufsichtsrat des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) hatte in seiner Sitzung am 16. März beschlossen, die grundständige Ausbildung in der Evangelischen Journalistenschule (EJS) in Berlin nicht weiter fortzuführen. Das GEP ist eine publizistische Einrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Das Aus für die EJS war zwar befürchtet worden – aber es ist dennoch eine bittere Entscheidung. Nicht nur, weil viele Absolventinnen und Absolventen, Journalistenorganisationen und Gewerkschaften wie wir in der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di uns für den Erhalt der Schule eingesetzt hatten.
Die EJS stand nicht nur in der Tradition der 1950 gegründeten Christlichen Presseakademie (cpa), die immerhin eine der ältesten Ausbildungseinrichtungen für Medienschaffende hierzulande war. Die EJS war auch eine hervorragende Adresse, um das journalistische und publizistische Handwerk von der Pike auf zu lernen. Getragen von der Evangelischen Kirche, aber dennoch unabhängig, wurde den Schülerinnen und Schülern an der EJS immer auch ein wichtiger Wertekompass vermittelt.
Die Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche war zwar erwünscht, aber keine Voraussetzung um einen der wenigen begehrten Plätze dort zu erhalten. Die EJS stand für etwas: Die angehenden Journalistinnen und Journalisten lernten mehr als nur das Handwerk. Sie erfuhren ein umfassendes Verständnis darüber, welche wichtige Aufgabe der Journalismus für die Demokratie erfüllt. Es ging auch um die Vermittlung einer gewissen Haltung, Ethik sowie Empathie und Menschlichkeit. Generationen von Journalistinnen und Journalisten haben diese Schule mit einem inneren Kompass verlassen, von dem sie profitierten: bei ihrer Arbeit, aber auch bei der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen und im Umgang mit den Menschen, über die sie berichten.
Dass diese Institution nun geschlossen wird und es künftig keine EJS-Absolventinnen und -Absolventen mehr geben wird, ist ein großer Verlust für den Journalismus hierzulande. Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der immer weniger Redaktionen ausbilden, unabhängiger Journalismus wichtiger denn je ist und Medienschaffenden immer weniger Raum zum Reflektieren und Innehalten gegeben ist. Gerade diese Reflexion wurde an der EJS gelebt, gefördert, praktiziert.
Das Aus der EJS ist aber auch deshalb ein Verlust, weil künftig diese Stimmen und Perspektiven in den Redaktionen fehlen könnten. Zur publizistischen Vielfalt gehören schließlich auch christliche Stimmen, die eine Perspektive der Nächstenliebe in Debatten einbringen können.
Man darf auch nicht vergessen: Wenn vor allem privatwirtschaftliche Medienkonzerne Journalistinnen und Journalisten ausbilden, ist das etwas anderes, als wenn es nicht-gewinnorientierte Institutionen wie eine Evangelische Journalistenschule tun. Wenn letztere zunehmend aufgeben und als Ausbildungsorte verschwinden, kann dies langfristig einen nachteiligen Effekt auf die Stimmenvielfalt in den Redaktionen haben. Die EJS wird daher fehlen.