Jugendmedientage mit 700 Teilnehmern aus dreizehn Ländern in Hamburg
Unter dem Motto „Medien.Europa.Zukunft“ hatte die Jugendpresse Deutschland zu den Jugendmedientagen eingeladen. Und mehr als 700 junge Journalisten aus ganz Deutschland folgten dem Ruf in die Medienstadt Hamburg und beschäftigten sich in sechzig Workshops, Symposien und praktischen Werkstätten mit europäischen Themen.
Mit dabei waren erfahrene Journalisten wie Matthias Nass (stellv. Chefredakteur der ZEIT), Europapolitiker wie Karin Juncker (SPD) und Gerhard Sabathil (Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland), Europaexperten wie Hans Koschnick (ehem. Balkanbeauftragter der Bundesregierung) und Ausbildungsprofis wie Ingrid Kolb (Leiterin der Henri-Nannen-Schule) und Jan Henne Dedijn (Leiter der Hamburg Media School). Bei den hitzigen Diskussionen wurde intensiv auf die Krise in Europa und mögliche Lösungen eingegangen. „Es fehlt Europa an repräsentativen Gesichtern und Identifikationsfiguren. Persönlichkeiten, die den Bürgern die positiven Seiten dieser Gemeinschaft vermitteln“, vermutete etwa Dr. Gerhard Sabathil, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin. Es gäbe keine Schlagzeilen, die die Menschen berühren, sondern nur zähe Kompromisse, „und nichts ist langweiliger als Kompromisse“, ergänzte Boris Biancheri, Präsident der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.
Die Veranstaltung selber lebte Europa schon vor – denn anwesend waren auch fünfzig Teilnehmer aus dem europäischen Ausland. Auf Einladung der European Youth Press, dem Dachverband von über 42.000 jungen Journalisten in Europa, gehörten zu den Teilnehmern auch junge Journalisten aus Weißrussland, der Ukraine und Moldawien. Jan Dabkowski, von der polnischen Jugendpresse POLIS, nahm dadurch einen wichtigen Auftrag mit nach Warschau: „Mit unseren Freunden aus der European Youth Press arbeiten wir eng und kontinuierlich bei internationalen Workshops und orange-Magazinen zusammen. Unsere Kollegen aus Weißrussland träumen von solchen Möglichkeiten – sie treffen sich in privaten Wohnungen und müssen oft ihren Aufenthaltsort wechseln. Wenn junge Menschen in Weißrussland unabhängige Medien machen, gehören sie zur Opposition. Wir wollen sie ab jetzt dabei intensiv unterstützen, denn Meinungsfreiheit ist ein Menschenrecht – in ganz Europa!“
Als eine Plattform für Begegnungen und den Austausch von Erfahrungen lieferten die Jugendmedientage den Grundstein für eine europäische Gemeinschaft. In Hamburg wurden Kontakte geknüpft, Bekanntschaften gefestigt und Freundschaften gebildet. Unterstützt von 19 prominenten Medienhäusern, vom Spiegel über Geo bis hin zu N-Joy, hat sich der Nachwuchs mit den Problemen der Medienwelt auseinandergesetzt und Orientierung gewonnen. Offenbar gibt es noch genug Medien, die auf den Nachwuchs setzen. Das unterstrich Christoph Fasel, der neue Leiter der Henri-Nannen-Schule in seinem Abschlussplädoyer: „Wir werden in ein paar Jahren wieder händeringend nach jungen Journalisten suchen. Und gerade Europa bietet hervorragende Chancen für gut ausgebildete junge Journalisten.“
Wie bei allen Veranstaltungen der Jugendpresse wurden diese Medientage von Jugendlichen für Jugendliche organisiert. Vor Ort kümmerte sich ein Team von achtzig jungen Journalisten um die Referenten, Teilnehmer, Presse und Technik. Unterstützung bekamen sie auch durch die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) mit Referenten, wie Manfred Protze und Martin Dieckmann sowie diversen Materialien. Zudem informierte die dju auf der Medienmesse angehende Profi-Journalisten über die Vorteile und Möglichkeiten einer Journalisten-Gewerkschaft.
Und es geht weiter – im nächsten Jahr laden die Veranstalter in den Deutschen Bundestag ein. Unter dem Motto „Jugend und Politik – (k)ein Auslaufmodell?!“ werden die Teilnehmer sich mit Hauptstadtmedien, Abgeordneten und Experten treffen, um Zukunftsthemen zu recherchieren. Susanne Kastner, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages rief junge Journalisten auf, sich ab November für die Teilnahme zu bewerben: „Sie werden mit ihren Interessen, Visionen und konkreten Vorstellungen im Vordergrund stehen und nicht das, was andere über Sie herausgefunden und sich ausgedacht haben.“