Die Linke Medienakademie (LiMA) hat langen Atem bewiesen
Vom 11. bis 17. März 2013 findet zum zehnten Mal die Akademie für Journalismus, Bürgermedien, Öffentlichkeitsarbeit & Medienkompetenz statt. Die Zeiten für solche Projekte sind nicht besser geworden, umso wichtiger ist, sich auf das zu konzentrieren, was immer gut und mit jedem Jahr besser funktioniert hat. M sprach mit Christoph Nitz, Geschäftsführer Linke Medienakademie e.V.
Die Titel der LiMA sind meist mehr als ein griffiges Motto. Auch „FAIR/ÄNDERN“ macht da keine Ausnahme. Wofür steht das Wortpaar?
Christoph Nitz | Veränderung an sich kann eine Entwicklung zum Guten, aber auch zum Schlechten beschreiben. Das Wort fair allerdings gibt eine eindeutige Richtung und benennt zugleich eine Vision: Etwas miteinander, nicht gegeneinander, verändern.
2013 ist ein wichtiges Jahr, nicht nur, weil Bundestagswahlen sind. Es wird in den politischen Debatten und auf der Straße weiterhin um Umverteilen oder eben UmFAIRteilen von Reichtum gehen. Menschen sollten mobilisiert werden, sich dagegen zu wehren, die Folgen der Krise tragen zu müssen. Sie werden im Zuge dessen mehr als bisher über Beteiligung und Demokratie diskutieren und ihre Rechte auf Mitbestimmung einfordern. Medien spielen da eine große Rolle. Zugleich sind sie ebenfalls von der Krise betroffen, der Druck auf Medienschaffende wächst, viele können sich diesen schönen Beruf schlicht nicht mehr leisten. Darüber muss man reden.
Trifft solche oder ähnliche Situationsbeschreibung nicht auch auf all die vergangenen LiMA-Jahre zu?
Ja. Doch es gibt jetzt Zuspitzungen und Prozesse, über die man sich klar werden, die man gestalten kann. In den vergangenen elf Jahren ist die Szene der alternativen Medien erodiert. Es ist schwieriger geworden, sich mit widerständigen Meinungen zu artikulieren – daran ändern auch die schier unendlichen Möglichkeiten des Internets nicht viel.
Natürlich ging es bei der LiMA immer um Qualität, um die Zukunft des Journalismus, um das Vermitteln von Handwerk. Auch in diesem Jahr setzten wir darauf, dass sich Medienschaffende wechselseitig klüger machen, vernetzen, von den Erfahrungen Anderer profitieren. Unser Ansatz, wer heute Lernender ist, kann bei der nächsten LiMA Lehrender sein, hat sich bewährt und ist eine Stärke des Projektes. Aber wir versuchen zum Beispiel, mehr als noch vor Jahren, zu vermitteln und den Austausch darüber zu ermöglichen, wie man mit wenig Geld spannende und neue Projekte macht.
Die LiMA 2012 fand an der Technischen Universität Berlin statt. In diesem Jahr zieht der Kongress auf den Campus der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in der Treskowallee. Ihr habt Euch die Kritik des vergangenen Jahres also zu Herzen genommen?
Natürlich. An der TU waren die Räume und die Entfernungen zu groß und die technische Ausstattung der Räume war nicht gut genug. Im Hauptgebäude der HTW lassen sich Arbeitsabläufe viel besser organisieren. Was wir aber noch aus dem vergangenen Jahr gelernt haben ist: Wir müssen den Weiterbildungs-, Networking- und Kongressbereich zeitlich voneinander trennen. Wenn alle drei miteinander konkurrieren, verliert – so unsere Erfahrung – die Debatte. Das ist schade. Wir wissen, dass die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer in erster Linie wegen des Weiterbildungsangebotes kommen. Und wir müssen akzeptieren, dass sich die Form des klassischen Podiums auch ein wenig abgenutzt hat.
Viele kommen sogar ausschließlich der Weiterbildung wegen.
Dem werden wir mehr Rechnung tragen. Wir sind Autodidakten, auch nach elf Jahren Lernende und weiterhin ein Projekt, das von sehr viel ehrenamtlichem Engagement lebt und zu wenig Geld für all unsere tollen Vorhaben hat. Aber wir werden den Anspruch, politische Bildung zu vermitteln und Networking zu ermöglichen, nicht aufgeben. Deshalb steht vom 11. bis 15. März das Machen im Vordergrund mit neun Schwerpunktfeldern von Grafik, über Öffentlichkeitsarbeit, Recherche, Fundraising bis LiMAonline und LiMAradio. Vom 15. bis 17. März findet dann nach einer Woche voller Workshops die LiMAarena statt – Debatte, Austausch, Vernetzung, Projektvorstellung.
Heißt das, die Anzahl der Teilnehmenden, Workshops, Referierenden, Lehrenden wird nicht größer, stattdessen wächst die LiMA in die Tiefe?
So kann man es beschreiben. Es wird trotzdem 150 Workshops mit rund 800 Unterrichtsstunden und viele Diskussionsforen geben. Aber uns geht es nicht in erster Linie um Quantität, sondern um Qualität.
Wird es auch in diesem Jahr das LiMAunioncamp geben?
Ja, das Unioncamp ist fester Bestandteil der LiMA und gewinnt an Bedeutung. Die Veränderungen in der digitalen Gesellschaft verlangen mehr Solidarität und mehr Solidarität muss man lernen. Also fragen, wie man den an den Rand der Gesellschaft gedrängten Menschen eine Stimme geben kann? Gewerkschaften sind notwendiger denn je angesichts der Vereinzelung der Menschen auch in Arbeitsprozessen. Ich bin gespannt auf die Angebote des diesjährigen LiMAunioncamps.
Angeblich soll im Programm der Punkt „Christoph Nitz singt Johnny Cash“ stehen.
Stimmt. Das Interessante daran ist: Ich kann gar nicht singen. Aber auch für das Problem wird es eine Lösung geben.