Kontra Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit
Wenn Jugendliche mit der deutsch-jüdischen Geschichte konfrontiert werden, geht es meist um schwere Kost: um die Erinnerung an den Holocaust, das Desaster deutscher Politik und die Zerstörung gesellschaftlicher Strukturen zwischen Juden und Nicht-Juden. Ein allzu häufig sehr abstraktes Lernprogramm, das meist nicht an die aktuelle Lebenspraxis junger Menschen anknüpft. Das Anfang Juli gestartete Projekt „Hörpol“ in Berlin Mitte versucht, einen sinnlichen Zugang zu vielen Facetten jüdischer Geschichte und Gegenwart zu liefern.
„Hörpol“ ist ein „jugendgerechter Videoclip für den Kopf“, der an historischen Originalschauplätzen in Berlin-Mitte (Spandauer Vorstadt) „jüdische Geschichte erleben und nachfühlen lässt“, beschreibt Projektleiter Hans Ferenz das Unternehmen. Die nicht-kommerzielle Audioführung richtet sich vor allem an Jugendliche ab 14 Jahren, an Schulklassen aller Schultypen ab Klasse Neun. 27 Hörstationen bieten einen Querschnitt über Jüdische Geschichte und Jüdische Kultur, über das Grauen der NS-Zeit und neuen Rechtsradikalismus, aber auch über das Zusammenleben in einer mehr und mehr multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft.
So enthält die Hörstation „Du spinnst!“ die O-Ton-Geschichte von Coco Schumann, der Auschwitz als Mitglied der Lagerkapelle das Konzentrationslager überlebte. Die eher humorvoll angelegte Station „Fromms“ handelt vom Kondomfabrikanten Julius Fromm, dessen‚ „jüdische Erfindung“ den Alltag der Jugendlichen bis heute nachhaltig prägt. Die Stationen kreisen um die Themenfelder Ausgrenzung, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit früher und heute. Der Zugang erfolgt über das Internet: Stationsplan und Hörstationen der Audioführung stehen als Download zur Verfügung; MP3-taugliche Handys oder MP3-Player dienen als „Audio-Guides“.
Unterstützt wird das Projekt von Bundespräsident Horst Köhler, der Jüdischen Gemeinde, der Bundeszentrale für Politische Bildung und vielen anderen. Unter den Sprechern des Projekts tummeln sich Medienpromis wie Rufus Beck, Axel Prahl und Marietta Slomka.
kel