Berichterstattung der deutschen Medien
Das für den BDZV-Kongress frühzeitig gewählte Arbeitskreis-Motto „Die Macht der Worte – die Macht der Bilder“ erhielt nach den Terror-Anschlägen in New York und Washington besondere Brisanz.
Weder den Vorwurf unzulässigen Infotainments noch den der übertrieben monothematischen Dauerberichterstattung in Endlosschleifen wollte Peter Kloeppel, stellvertretender Redaktionsleiter und Anchorman von RTL aktuell, für die eigene Fernsehberichterstattung gelten lassen. Man habe sich lediglich die „Freiheit genommen“, so zu berichten, wie man „es für richtig halte“. Der Privatsender habe im nationalen TV-Wettbewerb bewiesen, auch hinsichtlich seiner Info-Kompetenz „besser dazustehen“, als gemeinhin angenommen. Mit Unterhaltung habe diese Berichterstattung „am Stück“ nichts zu tun. RTL habe von seinem Vertrag mit CNN über Life-Bilder profitiert und so die Öffentlich-Rechtlichen, namentlich das ZDF, übertrumpfen können. Auch den anderen Medien – quer durch das gesamte Spektrum – bescheinigte Kloeppel, sich angesichts der Katastrophe „sehr gut geschlagen“ und „die Verantwortung erkannt“ zu haben.
Franziska Augstein von der „Süddeutschen Zeitung“ goss Wermut in die Lobeshymnen, indem sie den Medien – das eigenen Blatt nicht ausgenommen – vorwarf, in einer Weise auf Krieg „hingesendet, hingeredet und hingeschrieben“ zu haben, dass es die Öffentlichkeit mittlerweile „fast als Enttäuschung empfinden“ müsse, „wenn er nicht bald eintritt“. Während das Fernsehen „immer die gleichen Bilder“ zeige, könnten Zeitungen berichten, „was dahinter wirklich passiert“. Insofern sehe sie die Printmedien nicht im ge-nerellen Nachteil gegenüber dem Fernsehen, das – so Moderator Dieter Weirich provozierend – wohl mehr für Gefühl zuständig sei, „das Herz treffe, ohne den Kopf zu verletzen“. Den speziell an die Boulevard-Presse gerichteten Vorwurf exzessiver Schlagzeilen konterte Johann Michael Möller, stellvertretender „Welt“-Chefredakteur, indem er sich „sehr froh über ein paar Tage des Entsetzens und der Verzweiflung“ zeigte. Man solle „den Tatbestand des Ernstfalls“ in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mit „Gutmenschen-Lyrik gleich wieder zudecken“. Die Boulevardpresse habe in Ausübung ihres Rechts, die „Stimmung auf der Straße“ aufzunehmen, in den Tagen direkt nach dem 11. September „sehr positiv gewirkt und ein gemeinsames Gefühl artikuliert“. Die Politik könne „fast dankbar“ sein für die „Klarheit dieser Woche“.
Die „anfängliche Focussierung auf das Militärische“ hielt Uwe-Karsten Heye, Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, für „verständlich“, auch wenn sie nicht mehr ausreiche. Selbst in der Konkurrenz der Agenturen sei es zu einem „Aufschaukeln“ der Stimmung gekommen. Im Wettlauf um die schnellste Antwort der Amerikaner etwa mutierte eine vage Äußerung Schröders zu einem völlig ungedeckten „Kanzler kündigt Gegenschlag für nächste Woche an“, be-mängelte der Staatssekretär. Dass man „Überhitzungen“ mit Erfolg entgegengetreten sei, reklamierte Jan Ross, Hauptstadtkorrespondent der „Zeit“, für das Wochenblatt. Allerdings habe man mit der Sonderausgabe gezeigt, dass auch Wochenzeitungen angesichts solcher Ereignisse „etwas schneller ticken als sonst“. Jedoch hinsichtlich der Qualität „wie sonst“.