Über Umweltthemen wird oft mangelhaft informiert

Aktuelle Befragung von Umweltjournalisten

Sie berichten in Printmedien, Funk und Fernsehen über Umweltthemen. Doch sich selbst sehen sie in vielen Bereichen durch Politik, Verbände und Wirtschaft nur mangelhaft informiert. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts Dr. Doeblin unter 155 deutschen Umweltjournalisten.

Für die Befragung wurden die über 600 im führenden Branchenverzeichnis erfaßten Journalistinnen und Journalisten angeschrieben und mit einem umfangreichen Fragenkatalog konfrontiert. Die Studie, die in erster Linie den Führungskräften der Wirtschaft ein Feedback über ihre Öffentlichkeitsarbeit zu Umweltthemen geben soll, enthält eine Reihe von auch allgemein interessierenden Ergebnissen.

Die Fachjournalisten halten das Drei-Liter-Auto für das wichtigste umweltpolitische Vorhaben, klagen aber über das Informationsdefizit. Bei der Umfrage bezeichneten 76 Prozent die Kraftstoffreduzierung als „besonders wichtiges Konzept, das schnell realisiert“ werden sollte. Und 57 Prozent bejahen sogar eine Pflicht der Hersteller zur Einführung eines Drei-Liter-Wagens. Doch nur 45 Prozent fühlten sich über das Thema „recht gut informiert“.

An zweiter Stelle der wichtigen Konzepte steht mit 67 Prozent der Nennungen der Klimaschutz. Eine allgemeine Kohlendioxid-Steuer, für die zum Ausgleich andere Steuern gesenkt werden sollten, befürworten 68 Prozent der Umweltjournalisten. Die Realisierung einer ökologischen Steuerreform halten mehr als die Hälfte für wichtig. Gut informiert darüber fühlen sich jedoch nur 39 Prozent. Eine deutliche Benzinpreisanhebung fordern 38 Prozent.

Mehrheitlich halten die Fachjournalisten außerdem Konzepte für regenerative Energien (Solar-, Wind- und Wasserkraft), recyclingfähige Produkte und Bodenschutz für wichtig. Bei der Gentechnologie sind es nur ein Drittel, obwohl sich 61 Prozent über dieses Thema gut informiert fühlen.

Bei der Frage, welche Unternehmen den Umweltschutz zur „Chefsache“ erklärt haben, weil das Top-Management „ernsthaft hinter den Initiativen des eigenen Unternehmens zum Umweltschutz“ stehe, finden sich Bayer, Tengelmann, die Deutsche Bahn, das Duale System, der Otto-Versand und BASF in der Spitzengruppe. Ganz vorne dabei ist auch Shell, deren Öffentlichkeitsarbeit unter Fachjournalisten nach der Brent-Spar-Krise offensichtlich an Glaubwürdigkeit gewonnen hat. Doch auch dem Gegner des Ölmultis wird Respekt gezollt. Die größte umweltpolitische Durchsetzungsfähigkeit unter den Verbänden sprechen die Journalisten Greenpeace zu. Auf den nächsten Plätzen folgen der ADAC und der Arbeitgeberdachverband BDI. Nur zwölf Prozent der Journalisten halten in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation eine Reduzierung der Umweltschutzausgaben bei den Unternehmen für vertretbar. 86 Prozent sprechen sich dagegen aus.

 

Weitere aktuelle Beiträge

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »

In den eigenen Räumen etwas bewegen

Stine Eckert forscht zu Geschlechterkonstruktionen in den Medien am Institut für Kommunikationswissenschaft an der Wayne State University in Detroit. Ihr Buch „We can do better“ versammelt  „feministische Manifeste für Medien und Kommunikation“. Mit Ulrike Wagener sprach sie für M über die Verbindung zwischen Universitäten und Aktivismus und die Frage, wo Medien und Medienschaffende etwas verändern können.
mehr »

Aktive Medien gegen Rechts

„Wie weiter?“ – unter dieser Fragestellung wollten am 7. Mai in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung in Berlin Medienpolitiker*innen und Journalist*innen über „Visionen für eine demokratische Medienlandschaft“ diskutieren. Den Rahmen bildete das Roman Brodmann Kolloquium zum Oberthema „Rechtsruck in Europa! Ohnmacht der Medien?“ Anstelle von überzeugenden Visionen spiegelte die Debatte eher die Ratlosigkeit der Demokraten angesichts eines erstarkenden Rechtsextremismus.
mehr »