Vernachlässigte Themen

Initiative Nachrichtenaufklärung mit ihren Top 10 von 2006

BONN. Die Initiative Nachrichtenaufklärung (INA) stellte in Bonn die Top 10 der vernachlässigten Themen 2006 vor: JournalistInnen sind aufgefordert, die vergessenen und verdrängten Themen bekannt zu machen. Auf Platz 1 wählte die mit Wissenschaftlern und Journalisten besetzte Jury das Thema „Fehlende Therapieplätze für Medikamentenabhängige“. In der Regel wird nur über Therapien für Abhängige von Alkohol oder den „harten Drogen“ berichtet. Gleichwohl sind in Deutschland schätzungsweise 1,4 Millionen Menschen medikamentenabhängig.


Das Thema „Über eine Million politische Gefangene in China – unmenschliche Haftbedingungen und Organhandel?“ belegt Platz 2 der Rangliste. So werden Menschenrechtsverletzungen in China zwar erwähnt, aber nie über deren Ausmaß und die Zahl der politischen Gefangenen berichtet. Zudem nehmen Hinweise zu, dass mit Organen von Hingerichteten gehandelt wird.
Aus dem Bereich der Computertechnologie kommt das Thema auf Platz 3: „Stromfresser Internet“. Während Energiesparen zu Hause längst populär geworden ist, ist dies in vielen Rechenzentren kaum ein Thema: Riesige Serverfarmen sind Tag und Nacht in Betrieb und verbrauchen dabei enorme Mengen an Strom. Bereits im Jahre 2010 werden dafür – wenn die Energieeffizienz nicht steigt – voraussichtlich drei Atomkraftwerke laufen müssen.
Zu den weiteren Themen gehören Biowaffen aus dem Internet, der schwere Stand von Whistleblowern in Deutschland, das vergessene Volk der Sahrauis, die umstrittene Politikberatung im Fall des Raketen-Abwehrsystems MEADS, die vertagte Diskussion der EU-Agrarsubven­tionen sowie die subversiven Aktionen der US-amerikanischen Öl-Industrie gegen die Klimaschutzpolitik.
Kontakt:
Prof. Dr. Horst Pöttker,
Universität Dortmund,
Tel.: 02 31 / 755 28 27;
info@nachrichtenaufklaerung.de

Weitere aktuelle Beiträge

ARD-Nachrichtentag: Mehr Transparenz

Nachrichten sind das Herz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie sollen gut recherchiert und aufbereitet sein, sollen verständlich Ereignisse vermitteln und einordnen. Beim ARD-Nachrichtentag am 5. Juni gab es einen offenen Einblick, wie das eigentlich geschieht. Teilnehmende bekommen Einblicke in den journalistischen Alltag und erfahren den Wert unabhängiger Nachrichten in Hörfunk, Fernsehen und Social Media.
mehr »

Altersversorgung für Filmschaffende

Zusammen mit der Schauspielgewerkschaft BFFS und dem Tarifpartner Produktionsallianz hat ver.di einen Tarifvertrag für eine branchenweite betriebliche Altersversorgung für Filmschaffende in Film- und Serienproduktionen abgeschlossen. Für die etwa 25.000 auf Projektdauer beschäftigten Film- und Fernsehschaffenden vor und hinter der Kamera wird die neue tarifliche Altersvorsorge ab Juli 2025 starten.
mehr »

Kriminalität nicht mit Migration verknüpfen

Kriminelle Migranten bedrohen die Sicherheit in Deutschland“ – dieses alte rechte Narrativ wird von der AfD neu belebt und verfestigt sich in der Mitte von Gesellschaft und Politik. Medien, die diese realitätsverzerrende Erzählung bedienen, weil sie meinen, die laute Minderheit repräsentiere ein öffentliches Interesse, spielen mit dem Feuer.
mehr »

Mit BigTech gegen Pressefreiheit

Der Vogel ist frei“ twitterte der US-Milliardär und Big Tech-Unternehmer Elon Musk am 28. Oktober 2022, dem Tag seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, der damals noch den blauen Vogel als Logo hatte. Der reichste Mann der Welt wollte nach eigener Aussage den Dienst zu einer Plattform der absoluten Redefreiheit machen: „Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem die für die Zukunft der Menschheit wichtigen Themen diskutiert werden“, hatte er zuvor erklärt.
mehr »