Vom Wert des gedruckten Wortes

Die langjährigen Zeitungsredakteure Norbert Bicher und Alfons Pieper wollen in dem von ihnen herausgegebenen Buch „Zeitung unter Druck“ den Wert des gedruckten Wortes nicht in Frage stellen. Sie erinnern an die Verantwortung von Verlegern und Journalisten und stellen die Unverrückbarkeit der Zeitung im demokratischen System heraus.
Der von der Friedrich-Ebert-Stiftung verlegte Band vereint 30 Beiträge zur Vergangenheit und zur Zukunft der Presse. Wie lange wird es noch Papierzeitungen geben? Manche sagen: 15 Jahre, andere: bis 2050. Die Einen sagen: Zeitungen seien nutzlose Auslaufmodelle. Andere fragen, wie sich die Rolle der Zeitungen durch Digitalisierung, Netzwerke und Internetmedien wandelt. In etlichen Texten werden neue Konzepte, Rezepte und lukrative Geschäftsmodelle angedeutet.
Gerd Manthey, Mediensekretär von ver.di in Baden-Württemberg, macht in seinem Beitrag Verlags-Manager verantwortlich, die ohne Gegenkonzepte in die Strukturkrise taumelten. Er regt an, über eine Medienstiftung zur Förderung der Pressefreiheit nachzudenken. Eine Lizenz wäre an allerlei demokratische Auflagen gebunden, „denn die Zeitungen müssen nicht vor dem Journalismus geschützt werden, sondern vor der Beseitigung von Medienvielfalt“. Der Chefredakteur und Herausgeber Giovanni di Lorenzo (Die Zeit/Der Tagesspiegel) rät, „mal etwas auszuprobieren“. Gerade weil Journalisten Seismographen gesellschaftlicher Veränderungen sein wollten, müssten sie „sich etwas einfallen lassen, um auf die geänderten Gewohnheiten und Bedürfnisse ihrer Leser zu reagieren“.
Für etwas altmodischere Zeitungsleser, bei denen es am Frühstückstisch rascheln muss, spricht der 2013 gestorbene Kabarettist Dieter Hildebrandt. Er stellte sich vor, die Papierzeitung würde vom Markt verschwinden und sagte: „Das überlebe ich nicht.“ Denn: „Ohne Zeitung fängt mein Tag gar nicht erst an.“

Weitere aktuelle Beiträge

Der Clickbait mit den miesen Botschaften

„Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“, nach diesem Motto bewertete einst Helmut Thoma, der kürzlich verstorbene ehemalige RTL-Chef, den Erfolg von Programmformaten. Dieses für private Sender typische Prinzip findet inzwischen seine Fortsetzung in immer mehr digitalen Nachrichtenportalen. Das untermauert eine Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung (MPIB) in Berlin nach der Auswertung von 40 Millionen Schlagzeilen.
mehr »

Rechte Influencerinnen im Netz

Rechtextremismus und rechte Parolen verbinden viele Menschen automatisch mit testosterongesteuerten weißen Männern. Diese Zielgruppe füttert AfD-Politiker Maximilian Krah mit simplen Parolen wie: „Echte Männer sind rechts.“ Das kommt an bei Menschen, die im Laufe der Zeit irgendwann beim „Gestern“ stecken geblieben sind. Inzwischen verfangen solche rechten Klischees auch bei Frauen. Vor allem im Internet.
mehr »

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Internet: Journalismus unter Druck

Angesichts der Vielzahl von Beiträgen zum 30-jährigen Jubiläum des Internets arbeitet der Journalist Jann-Luca Künßberg in einem Gastbeitrag für Netzpolitik.org heraus, wie umfangreich die Online-Welt Journalismus selbst verändert hat. Enorm schnell, so Künßberg, habe der Geschäftsgedanke die Vision eines digitalen Versammlungsorts beiseitegeschoben.
mehr »