Aids-Kodex vereinbart

Botswana: Medienallianz für bessere Berichterstattung

Botswana hat nach aktuellen UN-Erhebungen mit 30 Prozent eine der höchsten HIV-Infektionsraten im südlichen Afrika – eine Region, die schon an sich als Epizentrum der weltweiten Ausbreitung gilt. Um die Berichterstattung über diese Thematik zu verbessern und auch intern verbindliche Standards zu schaffen, haben sich im letzten Jahr botswanasche Medien zur „Botswana Media Awarness Initiative“ (BMWI) zusammengefunden.

Innerhalb eines Jahres und diverser Workshops einigten sich die beteiligten fünf Zeitungshäuser und zwei Radioanstalten auf einen gemeinsamen HIV/Aids-Medienkodex sowie eine gemeinsame Arbeitsplatzpolitik für HIV-Infizierte. Der Kodex, der durch die größte Wochenzeitung des Landes The Voice initiiert wurde, verpflichtet Journalisten in seinen elf Punkten unter anderem zu einer intensiveren Recherche und Prüfung von Fakten, der Vermeidung von Stereotypen und Vorurteilen sowie zum sensibleren Gebrauch der Sprache. „Viele unserer Journalisten hatten vorher noch nie direkt mit HIV-Infizierten oder Aids-Kranken gesprochen und kannten die Krankheitssymptome gar nicht. Das haben unsere Leser natürlich in ihren Beiträgen mitbekommen, die oftmals sehr technisch und unmenschlich wirkten“, fasst Beate Kasale, als Herausgeberin von The Voice, die Motivation der Medienunternehmen zusammen.
Mit Blick auf die Arbeitsplätze in den Medien sollen erkrankte Journalisten und Mitarbeiter keine Nachteile erleiden. Zudem verpflichteten sich die Unternehmen, ihren Beschäftigten verbesserte gesundheitliche Rahmenbedingungen durch Erste-Hilfe-Ausrüstungen, kostenlose Kondome aber auch Trainingskurse im Umgang mit der Krankheit zur Verfügung zu stellen. Diese Prinzipien wurden als Teil eines sozialen Dialoges vereinbart, der durch Wohlfahrtskommissionen im Arbeitsalltag initiiert werden sollte. Die drei großen botswanaschen Zeitungen The Voice, Mmegi und Sunday Standard haben bereits im Sommer entsprechende Kommissionen einberufen. Erste Ergebnisse sind spürbar, wie Kgomotso Serunga für die Zeitung Sunday Standard aufzeigt: „In unserer allgemeinen Betriebsversammlung sprechen wir jetzt jeden Freitag über die HIV-Problematik, bieten kostenlose Aids-Tests mit entsprechenden Beratungen an und haben Kondome in der Redaktion ausgelegt.“ Auch in den Redaktionen von The Voice und Mmegi haben entsprechende Kommissionen ihre Arbeit aufgenommen. Zudem zeigen sich Veränderungen in der Berichterstattung über HIV und Aids, wie Victor Malumbela von Mmegi anführt. So würden die Journalisten seiner Zeitung bei dieser Thematik sensibler und vor allem kompetenter reagieren. Sie hinterfragen traditionelle Heilmethoden und klären über Prävention und den Schutz vor Ansteckung auf.
Für Beate Kasale, die sich seit zehn Jahren intensiv diesem Thema widmet, ist die Initiative der Medienhäuser ein großer Durchbruch. Sie möchte im nächsten Jahr alle Medienunternehmen in eine größere Kampagne einbinden: „Wir sind in dieser Initiative keine Konkurrenten, sondern haben festgestellt, dass eine HIV/Aids-Prävention unseren Medienhäusern auch wirtschaftlich weiterhilft.“ Diese Kampagne wirft ihre Schatten schon voraus, so soll demnächst ein Handbuch zum Umgang mit HIV/Aids für den journalistischen Alltag erscheinen und die Webmaster und Designer der Medienhäuser planen gerade für Jugendliche aus Botswana eine T-Shirt- und Internet-Kampagne unter dem Slogan „First Generation without HIV“.

 Björn Richter, Botswana 
nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Der Rotstift beim Kinderfernsehen

ARD und ZDF halten es nicht für sinnvoll, wenn die Bundesländer im Reformstaatsvertrag einen fixen Abschalttermin für das lineare Programmangebot des Kinderkanals KiKa festlegen. Die lineare Verbreitung zu beenden, sei „erst dann sachgerecht, wenn die weit überwiegende Nutzung eines Angebots non-linear erfolgt“, erklärten ARD und ZDF gemeinsam auf Nachfrage. „KiKA bleibt gerade für Familien mit kleinen Kindern eine geschätzte Vertrauensmarke, die den Tag linear ritualisiert, strukturiert und medienpädagogisch begleitet.“
mehr »

Nachrichten gegen Desinformation

Über 800 Medien wie Reuters, die Washington Post, Zeit Online und AFP unterstützten den diesjährigen World News Day, der zeitgleich mit dem UN-Tag für den universellen Zugang zu Information, am 28. September gefeiert wird.  „Journalismus ist das Sicherheitsnetz unserer Gesellschaft, sagte David Walmsley, Gründer des Weltnachrichtentages und Chefredakteur der kanadischen Zeitung Globe and Mail. Dieses Sicherheitsnetz hat Risse und hängt fast überall in der Welt am seidenen Faden - und mit ihm alle freien Gesellschaften. Deshalb schlägt Walmsley Alarm. Unterstützt wird er vom Weltverband der Nachrichtenmedien (WAN-IFRA), dem World Editors Forum, der Canadian Journalism…
mehr »

NRW: Zusammenschluss im Zeitungsmarkt

Die Konzentration im NRW-Zeitungsmarkt, insbesondere in der Region Ostwestfalen-Lippe (OWL), setzt sich fort. Die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt streben eine Kooperation an. Auch die Lippische Landes-Zeitung und das Mindener Tageblatt planen, ihre Verlagsaktivitäten künftig in einer gemeinsamen Holding zu bündeln.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »