Facebook: Geheime Blacklist öffentlich

Foto: Pixabay

Facebook hat 968 Gruppen identifiziert, die sich als „militante soziale Bewegungen“ klassifizieren lassen. Sie sind Teil einer größeren schwarzen Liste des Konzerns, auf der gefährliche Individuen und Organisationen stehen. Wer genau darauf zu finden ist, war bislang streng geheim. Doch die US-Non-Profit-Nachrichtenseite „The Intercept“ hat nun die komplette interne Liste veröffentlicht und fordert vom Social-Media-Primus mehr Transparenz ein.

„Facebook hat seinen Usern viele Jahre lang verboten, sich frei zu Menschen und Gruppen zu äußern, die Gewalt verherrlichen, um den Vorwurf zu entkräften, dass man Terroristen dabei hilft, ihre Propaganda zu verbreiten“, heißt es im „The Intercept“-Bericht. Die Einschränkungen würden bereits auf das Jahr 2012 zurückreichen, als im US-Kongress und bei den Vereinten Nationen eine breitere Diskussion über die Online-Rekrutierungspraktiken von Terrororganisationen entfacht wurde.

„Unberechenbares System“

Seit damals hätten sich die Kontrollen, die Facebook einsetzt, um ungeeignete Inhalte von seinen Seiten fernzuhalten, zu einem „unberechenbaren System“ entwickelt, dessen genaue Funktionsweise der Außenwelt bewusst nicht mitgeteilt wird. Diese Intransparenz berge die große Gefahr, dass bestimmte Gruppen und Communitys zensiert, bestraft und persönliche Freiheitsrechte eingeschränkt werden. „Viele Rechtsexperten haben deshalb schon früher gefordert, dass der Konzern seine interne Blacklist veröffentlicht“, so der Bericht.

Bei Facebook hat man entsprechende Aufforderungen bislang stets vehement abgelehnt. Als Grund hierfür gibt das Unternehmen an, sich Sorgen um das Wohlergehen der eigenen Mitarbeiter zu machen, falls alle Namen auf der Liste an die Öffentlichkeit gelangen würden. „Genauere Informationen über mögliche Bedrohungsszenarien wollte man uns aber nicht geben“, betonen die Autoren bei „The Intercept“.

4.000 Personen und Gruppen

In dem von der US-News-Seite veröffentlichten internen Dokument werden mehr als 4.000 Einzelpersonen und Gruppen gelistet. Darunter finden sich die Namen vieler Politiker und bekannter Persönlichkeiten wie von Schriftstellern oder Musikern, aber auch karitative Organisationen, Krankenhäuser und historische Figuren, die schon lange nicht mehr am Leben sind.

Die „Facebook Dangerous Individuals and Organisations List“ steht hier online.

Weitere aktuelle Beiträge

Berichten über LSBTIQ-Themen

Wenn queere Menschen (Lesben, Schwule, Bisexuelle sowie trans und inter Menschen) Beiträge über sich in Zeitungen lesen oder im Fernsehen gucken, kommen sie manchmal aus dem Staunen nicht heraus. Egal ob Boulevard, Qualitätspresse oder Nachrichtenagenturen: Regelmäßig gibt es Schlagzeilen über das „Homosexuellen-Milieu“ und ungelenke Formulierungen wie „Homosexuelle und Lesben“ oder „bekennende Bisexuelle“ und „Menschen im falschen Körper“. Ein kollegialer Leitfaden zeigt, wie es besser geht.
mehr »

Wie ähnlich ist presseähnlich?

Der Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Ralf Ludwig, erwartet, dass es für die öffentlich-rechtlichen Sender künftig schwerer werde, insbesondere jüngere Zielgruppen online zu erreichen. Grund dafür sei die „Schärfung des sogenannten Verbots der Presseähnlichkeit“, sagte Ludwig Ende Mai im Medienausschuss des sächsischen Landtags.
mehr »

ARD-Nachrichtentag: Mehr Transparenz

Nachrichten sind das Herz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie sollen gut recherchiert und aufbereitet sein, sollen verständlich Ereignisse vermitteln und einordnen. Beim ARD-Nachrichtentag am 5. Juni gab es einen offenen Einblick, wie das eigentlich geschieht. Teilnehmende bekommen Einblicke in den journalistischen Alltag und erfahren den Wert unabhängiger Nachrichten in Hörfunk, Fernsehen und Social Media.
mehr »

Altersversorgung für Filmschaffende

Zusammen mit der Schauspielgewerkschaft BFFS und dem Tarifpartner Produktionsallianz hat ver.di einen Tarifvertrag für eine branchenweite betriebliche Altersversorgung für Filmschaffende in Film- und Serienproduktionen abgeschlossen. Für die etwa 25.000 auf Projektdauer beschäftigten Film- und Fernsehschaffenden vor und hinter der Kamera wird die neue tarifliche Altersvorsorge ab Juli 2025 starten.
mehr »