DW setzt unabhängige Untersuchung in Gang

Foto: ver.di

Die Deutsche Welle (DW) setzt ihre Ankündigung um, eine unabhängige externe Untersuchung von Antisemitismus-Vorwürfe gegen einige Mitarbeitende der Arabisch-Redaktion sowie freie Mitarbeitende der DW im Ausland in Gang zu setzen. Zur Durchführung konnten mit der ehemaligen Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und dem Psychologen Ahmad Mansour „zwei für diese Aufgabe besonders profilierte Persönlichkeiten“ gewonnen werden, so DW-Intendant Peter Limbourg.

Limbourg dankt beiden für „ihre Bereitschaft, zu einer schnellen Aufklärung in dieser für die DW schwierigen Situation beizutragen.“

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte berichtet, dass sich mehrere Mitarbeiter der arabischen DW-Redaktion im Internet in der Vergangenheit antiisraelisch bis antisemitisch geäußert hätten. Die „Süddeutsche“ bezog sich auf die Auswertung einer großen Anzahl von Social-Media-Posts und in arabischen Medien erschienener Artikel. Ein Redakteur etwa habe danach auf Facebook den Holocaust ein „künstliches Produkt“ genannt und geäußert, dass Juden weiterhin „die Gehirne der Menschen durch Kunst, Medien und Musik“ kontrollieren würden.

Die DW hatte angekündigt, die Vorwürfe eingehend zu prüfen. Der Vorsitzenden des Rundfunkrats der DW Prälat Karl Jüsten und der Chef des Verwaltungsrats Peter Clever erklärten, die Deutsche Welle bekenne sich „eindeutig zum Existenzrecht Israels, das für die Bekämpfung des Antisemitismus zentrale Bedeutung hat“. Der Sender habe ein klares Regelwerk für seine journalistischen Inhalte, wie auch für das Verhalten seiner Mitarbeitenden in privaten Kanälen in sozialen Medien. „Die Gremien der DW erwarten von allen Mitarbeitenden, dass diese Guidelines beachtet und eingehalten werden“, hieß es. Die Geschäftsleitung des Senders habe alle ihre Mitarbeitenden dazu verpflichtet, sich gegen Antisemitismus zu stellen, der auch in der Form von Israel-Hass zum Ausdruck komme.

Das Mandat der eingeleiteten unabhängigen Untersuchung umfasse die rückhaltlose Aufklärung der bekanntgewordenen Vorfälle, die Prüfung möglicher Versäumnisse innerhalb der Organisation sowie die Empfehlung von präventiven Maßnahmen für die Zukunft. Die betroffenen Mitarbeitenden seien für den Zeitraum der Untersuchung freigestellt, hieß es von der DW-Geschäftsleitung.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Italien: Protest gegen Entlassung von EU-Korrespondent

Der italienische Journalist Gabriele Nunziati, Brüsseler Korrespondent der Nachrichtenagentur Agenzia Nova, hatte der Sprecherin der Europäischen Kommission, Paula Pinho, eine Frage zur Verantwortung Israels für den Wiederaufbau des Gazastreifens gestellt. Daraufhin beendete seine Agentur das Arbeitsverhältnis mit ihm.
mehr »

Anteil von Frauen in Führung sinkt

Nach Jahren positiver Entwicklung sinkt der Anteil von Frauen in Führungspositionen im Journalismus das zweite Jahr in Folge. Der Verein Pro Quote hat eine neue Studie erstellt. Besonders abgeschlagen sind demnach Regionalzeitungen und Onlinemedien, mit Anteilen von knapp 20 Prozent und darunter. Aber auch im öffentlichen Rundfunk sind zum Teil unter ein Drittel des Spitzenpersonals weiblich.
mehr »

Filmtipp:  Nürnberg ’45 

Hauptfigur des bewegenden Dokudramas über die Nürnberger Prozesse ist der junge jüdische Auschwitz-Überlebende Ernst Michel, der nun als Journalist über die Verhandlungen berichtet. Den dokumentarischen Teil prägen Michel selbst (gesprochen von Heino Ferch), seine Tochter (Annette Frier) und der Sohn (Herbert Knaup) einer polnischen Überlebenden. In den Spielszenen wirken außerdem Francis Fulton Smith als Hermann Göring und Wotan Wilke Möhring als dessen Anwalt mit.
mehr »

dju fordert Schutz für Medienschaffende

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di fordert nach dem erschreckend milden Urteil im Verfahren zum Angriff auf Journalist*innen in Dresden-Laubegast staatlich garantierten Schutz für Medienschaffende. Über zehn Männer hatten im Februar 2022 in Dresden-Laubegast am Rande einer Demonstration im verschwörungsideologischen Milieu sechs Journalist*innen und ihren Begleitschutz angegriffen.
mehr »