Treffen der Mitgliederwerbekampagne öffentlich-rechtlicher Rundfunk
Mitte Januar trafen sich mehr als 40 ver.di-Mitglieder der Fachgruppe Rundfunk/AV-Medien am Bodensee, allesamt Vertreterinnen und Vertreter aus den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in der Hermann-Albrecht-Klinik auf der Mettnau in Radolfzell.
Es war bereits das zweite Treffen im Rahmen einer bundesweiten Mitgliederwerbekampagne im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die im September letzten Jahres aus der Taufe gehoben wurde und bis zum Ende des Jahres 2002 laufen soll. Ins Leben gerufen vom Bundesvorstand der Fachgruppe Rundfunk, Film, AV-Medien, will die Kampagne auf breiter Ebene insgesamt rund 1000 neue ver.di-Mitglieder werben. Das ist nur das quantitative Ziel, darüber hinaus soll auch das neue ver.di-Gesicht gestärkt und neuer Schwung in die gewerkschaftliche Basisarbeit gebracht werden. Ver.di ist selbst manchen „Alt-IG-Medien“-Mitgliedern noch zu neu und Noch-Nicht-Mitglieder kennen sich erst recht nicht aus.
Die Kampagne besteht aus zwei Säulen, zum einen der kommunikativen Kompetenz, die im vergangenen Sommer in Gelnhausen geformt wurde, und zum anderen der inhaltlichen Kompetenz, die im Januar diskutiert wurde. Die besonderen Anforderungen an die neue Gewerkschaft wurden aus einer Mitgliederbefragungsaktion im Jahr 2001 ermittelt.
Die Steuerungsgruppe aus Peter Voelker, Beatrix Wedag (ZDF), Walter Oberst (LV Bayern) und Ulla Gahn trifft sich regelmässig, um zu planen und Ziele zu formulieren. Regelmäßige Vereinbarungen sind wichtig, um ein kontinuierliches Fortlaufen der Kampagne zu gewährleisten. Sie haben ein Netzwerk aus Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gebildet, das erfreulicherweise nicht nur aus den „Alten Hasen“, also GVV-Mitgliedern, besteht, sondern auch aus jungen und bisher weniger aktiven Mitgliedern. Das befruchtet die gemeinsame Arbeit mehrfach: die „lästige“ Mitgliederwerbung lastet nicht mehr nur auf den Schultern Einzelner und neue Bedürfnisse und Perspektiven der Gewerkschaftsarbeit können in die Kampagne einfließen.
In den einzelnen Senderverbänden wird die Kampagne eigenständig umgesetzt. Zu Verfügung stehen dabei allen neue Informations-Folder, ein spezielles Service-Scheckheft, attraktive junge Ed-Cards und andere Materialien, die in neuem Styling auf gewerkschaftliche Arbeit in den Sendern aufmerksam machen und sicher dem einen oder der anderen schon begegnet sind. In den ersten Monaten der Kampagne wurden diese neuen Materialien verteilt und in verschiedenen Aktionen eingesetzt. Der Austausch über die ersten Aktionen brachte in Radolfzell erste Erkenntnisse. Grundsätzlich unterstützen alle Senderverbände die Kampagne finanziell, ideell und in manchen Sendern eben auch personell.
Unterschiede wurden da schnell klar: Ist der Senderverband des MDR, gegründet erst im September 2001, noch mitten in der Konsolidierungsphase, kann die Kampagne im ZDF auf eine bereits bestehende, erfolgreiche Werbe-AG aufsetzen. Kleine Senderverbände wie Radio Bremen oder der SR sind oft durch Personalratswahlkampf schon völlig absorbiert. Erfolgsmeldungen wie gelungene Aktionen zu Sommerfesten oder Nikolaus-Events waren in der Mehrheit. Einige Senderverbände mussten allerdings auch von dem Aufruhr berichten, den die Gehälterdiskussion für den ver.di-Vorstand verursachte und der sich nicht vorteilhaft auf die Basisarbeit auswirkte.
Mitgliederwerbung findet eben nicht nur in gutgelaunter Feierstimmung statt, sondern auch und vor allem in schwierigen Zeiten. Deshalb standen auf dem Radolfzeller Programm auch die Themen Tarif- und Betriebspolitik, die von A wie Arbeitsvertrag über P wie Personalrat und S wie Streik bis mindestens zu T wie Tarifverhandlung reichten. Wie kann ver.di sich ihren Mitgliedern in Zeiten des Neoliberalismus und von Entsolidarisierung nähern? Impulsreferaten von Peter Voelker und Andreas Reichstein folgte die große „Tarifverhandlung“, die als Rollenspiel sehr schnell Aufgaben und Probleme der Gewerkschaft zu Tage treten ließ. Prof. Dr. Hans Kleinsteuber von der Universität Hamburg stellte sich zu medienpolitischen Themen zur Diskussion – im Mittelpunkt immer Rolle und Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems.
Zum Abschluss der drei Tage, in denen in entspannter Umgebung auch Zeit zu Reflektion und Austausch blieb, stand die Vereinbarung weiterer Schritte. Dazu gehört das Pflegen der Homepage www.rundfunkfreiheit.de, für die alle Senderverbände Content liefern und die den Stand der Kampagne wiedergibt. Außerdem stellte Ulla Gahn das neue Service-Scheckheft „Findesfix“ vor, eine liebevoll gestaltete, auf persönliche Art mit wichtigen Informationen zur Gewerkschaftsarbeit gefüllte Broschüre, die als Hand-Out für Neumitglieder auf attraktive Weise Kompetenz verkörpert.
Der Kampagnenfahrplan wird weiter fortgeschrieben. Ver.di braucht neue Mitglieder aber vor allem auch diejenigen, die schon Mitglied sind, denn in Zeiten, in denen der Wind von vorn bläst, ist Zusammenhalt wichtiger denn je.
Infos auch unter: www.rundfunkfreiheit.de