Kabinett beschließt Facebook-Gesetz

Das Bundeskabinett hat heute den von Justizminister Heiko Maas initiierten Entwurf zum Netzwerkdurchsetzungsgesetz beschlossen. Damit sollen soziale Netzwerke wie Facebook und Co., aber auch etwa Online-Versandhäuser stärker reglementiert werden, was ihren Umgang mit strafrechtlichen relevanten Inhalten wie Hasskommentaren betrifft. dju-Bundesgeschäftsführerin Cornelia Haß befürchtet gravierende Konsequenzen für die Meinungsfreiheit im Netz.

Vor einer Entscheidung in Bundestag und Bundesrat muss das Gesetz allerdings noch durch die EU-Kommission notifiziert werden. Bis dahin können Bürger, Verbände oder Organisationen noch Stellung zu dem Gesetzesvorhaben beziehen, das soziale Netzwerke und ähnliche Plattformen zur Löschung binnen 24 Stunden von offensichtlich strafbaren Inhalten verpflichten soll. Anderenfalls drohen den Plattformbetreibern Bußgelder bis zu 50 Millionen Euro für Unternehmen beziehungsweise bis zu fünf Millionen Euro für Individuen.

dju-Bundesgeschäftsführerin Cornelia Haß weist in einer Pressemitteilung auf die „Gefahr des vorauseilenden Löschens von Inhalten“ hin, die auch Medienvertreter betreffe, die ihre Inhalte über Facebook, Twitter und Co. verbreiten. Zwar sei es mehr als notwendig, streng gegen Falschmeldungen, Verleumdungen und Hassreden in sozialen Netzwerken vorzugehen, im Zweifelsfall müsse aber die Meinungsfreiheit vor der Löschung solcher Inhalte stehen. Dabei stünde außer Frage, dass Plattformen, deren Geschäftsmodell auf der Verbreitung fremder Inhalte beruhe, ihrer unternehmerischen und medienrechtlichen Verantwortung nachkommen müssten, mahnte Haß zudem. Man könne nicht Milliardengewinne abschöpfen und gleichzeitig keine funktionierende Infrastruktur vorhalten, die das Geschehen auf den Plattformen auf Rechtmäßigkeit überwacht.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Journalismus gefordert wie noch nie

„Demokratie im Krisenmodus – Journalismus gefordert wie nie!“ lautet das Motto des 37. Journalismustags der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, der am 25. Januar in Berlin stattfindet. Angesichts von Digitalmonopolen, Autoritarismus und Desinformation lädt die dju zur Debatte darüber ein, welche Rolle Journalismus in dieser gesellschaftlichen Situation spielen kann.
mehr »

SZ-Streik macht sich bemerkbar

Mit Plakaten, Sirenen und deutlichen Forderungen läuteten 120 Redakteur*innen der Süddeutschen Zeitung am Dienstag den dritten Streiktag in München ein. Im Zentrum der Kritik: Ein Angebot der Arbeitgeber, das die inflationsbedingten Reallohnverluste kaum abfängt – und vor allem Berufseinsteiger*innen hart treffen würde.
mehr »

Intime Szenen beim Film

Neben Regie, Kamera und Ton sind immer öfter auch sogenannte Intimitätskoordinator*innen Teil des Stabs von Film- und TV-Produktionen. Wie arbeiten diese Spezialist*innen für intime Szenen und wie profitiert das Team von ihrem Einsatz? Über Herausforderungen und Hindernisse beim Drehen intimer Szenen sprachen wir mit der Bremer Intimitätskoordinatorin Sarah Lee.
mehr »

Filmtipp: The Next Level

„The Next Level“ ist eine herausragend gute sechsteilige Dramaserie der ARD mit Lisa Vicari als Reporterin, deren Neugier geweckt wird, als sie von einem tragischen Todesfall erfährt. Aber das ist bloß der Auslöser der Handlung. „Spiegel“-Autor Alexander Osang bietet mit seinem ersten Drehbuch seit zwanzig Jahren eine fesselnde Mischung aus doppeltem Beziehungsdrama, Eltern/Töchter-Ebene und Berlin-Geschichte.
mehr »