Ecosia zahlt für Leistungsschutzrecht

Screenshot: Ecosia

Die Verwertungsgesellschaft Corint Media hat sich erstmals mit einer Suchmaschine zum Leistungsschutzrecht geeinigt. Das gemeinwohlorientierte Angebot Ecosia werde für Überschriften, Vorschaubilder und kurze Textausschnitte in den Suchergebnissen je nach Umfang der von Corint Media vertretenen Presseleistungsschutzrechte bis zu elf Prozent seiner Umsätze als Vergütung an die Verwertungsgesellschaft zahlen, erklärten beide Vertragspartner gemeinsam am 27. Juli.

Die Einigung gelte rückwirkend zum 1. Januar, sagte ein Sprecher von Corint Media dem epd. Das Corint Media-Rechteportfolio umfasse derzeit rund 30 Prozent der nationalen Presseerzeugnisse.

Der weltweite Gesamtumsatz von Ecosia lag im Jahr 2021 bei 28 Millionen Euro, wie eine Sprecherin des Unternehmens auf epd-Anfrage mitteilte. Zahlen zum deutschen Markt lägen derzeit nicht vor. Die Suchergebnisse bei Ecosia und die daneben angezeigten suchgebundenen Werbeanzeigen stammen von Microsoft Bing. Ecosia versteht sich als „klimapositives“ Suchmaschinenunternehmen und wird unter anderem über gemeinwohlorientierte Stiftungsgesellschafter gehalten. Gewinne investiert die Firma in Umweltprojekte.

Das Leistungsschutzrecht für Presseverleger trat am 7. Juni 2021 in Kraft und ist Bestandteil der im Mai 2021 verabschiedeten Urheberrechtsreform. Demnach müssen Verlage finanziell angemessen beteiligt werden, wenn Ausschnitte aus Artikeln auf kommerziellen Digitalplattformen wie Google News angezeigt werden.

Zuvor war bekannt geworden, dass Corint Media und Google nach erfolglosen Verhandlungen über einen möglichen Lizenzvertrag mithilfe der Schiedsstelle des Deutschen Patent- und Markenamts eine Einigung erzielen wollen. Corint Media fordert von Google 420 Millionen Euro Lizenzgebühren für dieses Jahr. der Konzern hat 3,2 Millionen Euro angeboten. Die Schiedstelle bemüht sich seit dem vergangenen Frühjahr auch um eine Einigung zwischen Corint Media und Microsoft beim selben Thema. Mit Ecosia vereinbarte Corint Media, dass beide Parteien auf begleitende gerichtliche Auseinandersetzungen zur Klärung etwaig streitiger Fragen rund um das Presseleistungsschutzrecht mit Abschluss des Lizenzvertrags verzichten.

Corint Media ist eine von 13 in Deutschland zugelassenen Verwertungsgesellschaften, sie vertritt unter anderem Fernsehsender wie Sat.1, ProSieben, RTL, Welt und CNN, Radiosender wie Antenne Bayern und RTL Radio sowie Presseverlage wie Axel Springer, Madsack, DuMont, die Rheinische Post Mediengruppe und den Münchener Zeitungs-Verlag.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Buchtipp: Sprache des Kapitalismus

Über gendersensible Sprache läuft schon seit Jahren eine hochemotionale Debatte. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden gilt seit dem 1. April sogar ein Genderverbot. Über Begrifflichkeiten wie „steigende Preise“ oder Finanzkrisen, die wie ein „Tsunami“ über uns kommen, wird dagegen weniger gestritten. Sie beherrschen längst unser Denken und Sprechen, sind in unseren Alltag eingedrungen. Wer in diesem Wirtschaftssystem sozialisiert wurde, nutzt sie automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.
mehr »

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »

Italien: Neun Jahre Haft für Recherche?

Drei Reporter*innen der italienischen Tageszeitung Domani müssen mit bis zu neun Jahren Gefängnis rechnen. Die Staatsanwaltschaft Perugia ermittelt gegen sie, weil sie vertrauliche Dokumente von einem Beamten angefordert und erhalten und das Geheimhaltungsprinzip der Ermittlungen verletzt haben sollen. Die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll kritisierte, dass „hier investigative Berichterstattung über Mitglieder der italienischen Regierung unterdrückt werden soll."
mehr »