Blühende digitale Geschäfte bescheren Axel Springer erneut eine starke Jahresbilanz. Mit 3,29 Milliarden Euro blieb der Umsatz 2016 zwar nahezu stabil. Demgegenüber stieg der operative Gewinn um 6,5 Prozent auf knapp 600 Millionen Euro. Für die Aktionäre gibt es einen satten Schluck aus der Pulle: Der Vorstand empfiehlt der kommenden Hauptversammlung eine Erhöhung der Dividende von 1,80 auf 1,90 Euro je Aktie.
„Wir sind Europas führender Digitalverlag“, bilanzierte Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner am 9. März in Berlin. Und wartete mit eindrucksvollen Daten auf: Mittlerweile erzielt der Konzern zwei Drittel seines Umsatzes, fast 85 Prozent der Werbeerlöse und gut 72 Prozent des operativen Gewinns mit digitalen Aktivitäten. Jetzt zahlt sich aus, dass Springer schon früh auf die digitalen Rubrikenmärkte setzte. Die Erlöse im Segment der Stellen, Immobilien- und sonstigen Märkte stiegen um 16,8 Prozent auf knapp 880 Millionen Euro. Die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter erhöhte sich durch den Ausbau des Digitalgeschäfts und Ankäufe um 300 auf 15.323.
Aber auch bei der Vermarktung journalistischer Angebote vermeldet Springer Positives. Laut Döpfner haben allein die beiden Marken Bild und Welt 421.000 zahlende Abonnenten. 80.000 davon, so wurde auf Nachfrage präzisiert, entfallen auf die Welt. Der leicht sinkende Umsatz bei den Bezahlangeboten resultiere daraus, dass die Schweizer Aktivitäten in ein Joint Venture mit Ringier eingebracht worden seien und daher nicht mehr in der eigenen Bilanz geführt würden. Den Gewinnrückgang im Bereich Paid Content begründete Döpfner unter anderem mit Investitionen in die Nachrichtenplattform „Business Insider“ und in „Upday“, den Nachrichten-Aggregator für Samsung-Smartphones. Mit 89 Millionen Klicks und knapp einer Milliarde Page Impressions sei „Upday“ inzwischen die Nachrichten-App Nummer Eins in Deutschland.
Kritisch äußerte sich Springer-Chef Döpfner über die Inhaftierung von Welt-Korrespondent Deniz Yücel. Das sei eine „außerordentlich schlechte Nachricht für alle Journalisten und alle Menschen, die freie, kritische Öffentlichkeit für einen Grundpfeiler moderner demokratischer Gesellschaften halten“. Diese sei in der Türkei nicht mehr gewährleistet. Yücel sei kein Einzelfall, sondern nur einer von rund 150 dort inhaftierten Journalisten. Er hoffe, dass die türkische Regierung Yücel so schnell wie möglich aus dem Gefängnis entlasse.
Zur aktuellen Debatte über Fake-News und Hasskommentare bemerkte Döpfner, er halte es für einen „fundamentalen Fehler, sozialen Medien dabei zu helfen, dieses Glaubwürdigkeitsproblem zu lösen“, indem Verlage oder Sender die Inhalte etwa auf Facebook auf ihre Richtigkeit prüfen. Dies sei nicht die Aufgabe der Medien, vermutlich nicht einmal die Aufgabe von Facebook. Es wäre allerdings wichtig, dass Facebook und andere soziale Medien die Verantwortung dafür übernähmen, die Absender falscher Informationen schnell zu identifizieren und strafrechtlich zu verfolgen. Weder die Netzwerke noch die Verlage dürften sich hier als „Wahrheitsinstanz“ gebärden. Als absurd bezeichnete Döpfner auch Überlegungen von Politikern, eine Art „Wahrheitsministerium“ zu errichten, das darüber entscheide, welche Meldung „wahr oder unwahr, gut oder nicht gut“ sei. Es sei vielmehr Aufgabe der Medien, durch die Recherchen möglichst vieler Journalisten zu ermitteln, „ob fake news oder real news vorliegen.“