WAZ: Protest gegen Kündigung von Fotografen

Foto: Hermann Haubrich

Mitarbeiter der Funke Mediengruppe protestieren gegen die Schließung der Funke Foto Services und die damit verbundenen Kündigungen zahlreicher Fotoredakteure. „Wir halten die Trennung von den erfahrenen, qualifizierten Kollegen für eine krasse Fehlentscheidung und fordern sie auf, diese zurückzunehmen“, heißt es in einem Brief an Manfred Braun und Michael Wüller, die beiden Geschäftsführer der Funke Mediengruppe. Unterzeichnet ist das Schreiben mit „sorgenvollen Grüßen. Die gesamte Belegschaft der WAZ“.

Im August hatte der Essener Medienkonzern angekündigt, eine eigene Foto- und Bewegtbildagentur gründen zu wollen, die auch andere Verlage mit Fotos und Videos beliefern soll. Die bisherige Abteilung wird im Dezember aufgelöst, Ende der vergangenen Woche wurde allen Fotografen gekündigt. Nur elf von ihnen sollen wieder eine Stelle bei der neuen Funke Foto Services GmbH erhalten. Sie müssen sich allerdings zunächst auf ihre eigenen alten Stellen bewerben.

Die Unterzeichner des Briefes an die beiden Funke-Geschäftsführer gehen davon aus, dass der personelle Kahlschlag bei den Bildredakteuren negative Folgen für die journalistische Qualität hat. „Wir befürchten, dass sich dadurch massive Nachteile für die lokale Berichterstattung ergeben. Die Fotokollegen sind in ihren Städten vertraute Gesichter der Redaktionen. Sie sind gut vernetzt und bringen deshalb Ideen für neue Geschichten mit. Sie sind einfach ein unverzichtbarer Teil für einen lesernahen, hochwertigen Journalismus – das sollten sie auf jeden Fall in der Funke-Gruppe NRW auch bleiben“.

„Wut und Empörung“ hat nach Beobachtung der Urheber des Schreibens die Art und Weise des Umgangs mit den betroffenen Beschäftigten des sogenannten Fotopools ausgelöst. Es sei „feige und rücksichtlos“, dass die Funke-Verantwortlichen mit 13 gekündigten Mitarbeitern bislang nicht das Gespräch gesucht hätten, um ihnen die Gründe für die Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses zu erläutern. Der Vorgang „erschüttert aus Sicht der Belegschaft das Vertrauen in den Arbeitgeber nachhaltig.“ Dies stehe im Widerspruch zu dem zurzeit im Hause diskutierten Wertekatalog, der den respektvollen Umgang miteinander propagiere. Dies gelte umso mehr, da die betroffenen Fotoredakteure vor neun Jahren durch „Verzicht und Eigenorganisation“ den Fotopool innerhalb von drei Jahren in ein „profitables Unternehmen“ verwandelt hätten. „Soziale Verantwortung für die Mitarbeiter war immer ein elementarer Baustein der Unternehmenskultur in unserem Hause. Wir können nur hoffen, dass sie schnellstmöglich auf diesen Weg zurückfinden“, appellieren die Verfasser des Schreibens an die Geschäftsführung.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Türkei: Kurdische Journalisten in Gefahr

Nach Angaben der in Istanbul ansässigen Media and Law Studies Association (MLSA) standen zwischen dem 4. und 7. März mindestens 21 Journalisten vor türkischen Gerichten. Diese Zahl mag für deutsche Leser*innen schockierend sein, in der Türkei sind diese Ausmaße juristischer Verfolgung von Journalist*innen leider alltäglich. Unter dem Ein-Mann-Regime von Präsident Recep Tayyip Erdoğan sieht es mit der Meinungs- und Pressefreiheit im Land immer düsterer aus. Auch die jüngsten Daten der Journalistenvereinigung Dicle Fırat (DFG) zeigen deutlich, dass der Druck auf Journalisten wächst.
mehr »

RBB will Fehler analysieren

Der RBB räumte bereits schwerwiegende Fehler bei der Berichterstattung über den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar ein. In einer internen Sondersitzung soll nun ein weiteres Vorgehen geklärt werden. Um den Aufklärungsprozess „konstruktiv zu begleiten“, habe der rbb-Programmausschuss für kommenden Montag eine Sondersitzung einberufen, so der Sender. Darin soll es offenbar um die Ergebnisse des Untersuchungsberichts der Beratungsfirma Deloitte gehen.
mehr »

Filmtipp: Dietrich Bonhoeffer

Das unter anderem mit August Diehl und Moritz Bleibtreu sehr gut besetzte Drama setzt einerseits ein Denkmal für den Widerstandskämpfer. Andererseits ist es umstritten, weil Dietrich Bonhoeffer im Zusammenhang mit dem Film durch rechtsnationale amerikanische Evangelikale instrumentalisiert wird. Zum US-Start waren die Nachfahren des im KZ hingerichteten deutschen Theologen entsetzt, wie sein Vermächtnis „von rechtsextremen Antidemokraten" und „religiösen Hetzern verfälscht und missbraucht" werde. Inhaltlich ist die Aufregung unbegründet. Trotzdem ist der Film nur mit Abstrichen sehenswert.
mehr »

Beschwerde gegen BND-Gesetz

Reporter ohne Grenzen (RSF) und die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) reichen beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Beschwerde gegen das Gesetz über den Bundesnachrichtendienst (BND-Gesetz) ein. Damit reagieren die Organisationen auf ungenügende Reformen des Gesetzes, das den Schutz von Medienschaffenden nicht ausreichend berücksichtigt. RSF und GFF erwarten sich von der Entscheidung ein Grundsatzurteil, das nicht nur Auswirkungen auf die Rechtslage in Deutschland haben wird, sondern auch Strahlkraft in die anderen Mitgliedstaaten des Europarates.
mehr »