ARD-Beschäftigte im Warnstreik

ver.di-Gewerkschaftssekretär Christof Büttner beim Warnstreik des WDR Screenshot: https://wdr.verdi.de/

Die Beschäftigten von Norddeutschem und Westdeutschem Rundfunk wollen sich nicht mit der Verzögerungstaktik der ARD in der laufenden Tarifrunde abfinden. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, folgten viele dem ver.di-Aufruf zu einem  Warnstreik am 24. Mai. Denn gesellschaftliche Wertschätzung bedeute auch einen angemessenen Inflationsausgleich. Bei galoppierender Inflation bräuchten die Beschäftigten jetzt ein Angebot, dass den Namen verdiene, so ver.di. Und wollten sich nicht weiter hinhalten lassen.

In der ersten Tarifrunde hatte der WDR die Forderungen der Kolleg*innen ohne ausreichende Begründung abgelehnt, argumentiert ver.di. Statt eigener Angebote habe der WDR „strukturelle Vorschläge gemacht, mit denen die Beschäftigten schlechter gestellt werden würden. Das ist insbesondere angesichts der Inflation und der unsicheren Perspektive für die Auszubildenden für uns nicht hinnehmbar“, erklärte ver.di-Verhandlungsführer Christof Büttner. Büttner zeigte sich mit der Resonanz des Warnstreiks zufrieden. Er hofft jetzt, dass es jetzt zügig zu einer zweiten Verhandlungsrunde kommt und der WDR ein eigenes Angebot unterbreite. 

ver.di fordert für den WDR für eine Laufzeit von zwölf Monaten eine Erhöhung der Gehälter und Ausbildungsvergütungen in Höhe von 5,5 Prozent, jedoch mindestens 200 Euro und maximal 350 Euro. „Die Deckelung nach oben und unten würde bewirken, dass vor allem die unteren Tarifgruppen aufgewertet werden.“ Außerdem sollten die Effektivhonorare für freie Mitarbeiter*innen von 5,5 Prozent erhöht werden. Und ver.di will die Übernahme der Auszubildenden. Außerdem sollten freie Beschäftigte im Krankheitsfall Krankengeld ab dem ersten Tag erhalten.

Unmut gab es auch beim NDR: „Das Angebot des NDR kann man kaum als ein solches bezeichnen“, erklärte Gewerkschaftssekretär Björn Siebke. Das hatte der NDR erst eine Woche vorher vorgelegt. ver.di fordert unter anderem eine Erhöhung der Gehälter und Honorare um 5,9 Prozent, mindestens aber 300 Euro im Monat bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Der NDR bietet hingegen eine Einmalzahlung für ein Jahr von 1300 Euro – pro Monat also 108,33 Euro brutto. Erst ab 1. Juni 2023 sollte es 2,8 Prozent mehr Geld geben. Ein Teil der Begründung: die Inflationsdramatik sei ja gar nicht so hoch.

Warnstreik beim NDR am 24. Mai Foto: Bernd Kittendorf

„Es bedarf einer gesellschaftlichen Wertschätzung für den öffentlich–rechtlichen Rundfunk mit seinen wichtigen Funktionen – dazu gehört, dass die Gehälter und Honorare der Beschäftigten mit der Inflation mindestens Schritt halten“, so Siebke. Aus seiner Sicht ist es einerseits  gelungen, in Richtung Arbeitgeber ein „Zeichen des Unmuts zu senden“. Zwei Sendungen „NDR Info Kompakt“ fielen aus. „Für andere Sendungen mussten die Chefs selbst ran.“ Andererseits sei man mit den Mitarbeiter*innen ins Gespräch gekommen.

Solidaritätsbekundungen für die Streikenden kamen vom RBB, vom BR oder dem Deutschlandradio. Streik sei die richtige Antwort auf das Mauern der Arbeitgeber, so ver.di im Deutschlandfunk. Für den ver.di-Senderverband SWR wird es Zeit, dass etwas passiert. Nur gemeinsam „können wir unsere Arbeitgeber bewegen“. Ver.dianer*innen beim Saarländischen Rundfunk finden es beschämend, wie die großen Häuser der ARD mit ihren Mitarbeiter*innen umgehen. Unverständlich für die Kolleg*innen, dass von der Geschäftsleitung nicht einmal der Ausgleich der Inflationsrate angeboten werde. 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

ARD & ZDF legen Verfassungsbeschwerde ein

Nachdem die Ministerpräsident*innen auf ihrer Jahreskonferenz Ende Oktober keinen Beschluss zur Anpassung des Rundfunkbeitrags ab 2025 fassten, haben heute ARD und ZDF Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di begrüßt die Initiative.
mehr »