Nachwuchs in Verlagen kaum besser gestellt

Die Buch- und Verlagsbranche ist für junge Leute nach wie vor spannend, als Arbeitgeber aber nicht unproblematisch.
Foto: Christian von Polentz/ transitfoto.de

Trotz höherer Entgelte wird der Mindestlohn für Volontäre in Verlagen im Schnitt nicht gezahlt. Der Verein Junge Verlagsmenschen e.V. (JVM), mit dem ver.di seit 2016 eine bundesweite Zusammenarbeit vereinbart hat, legte kürzlich die Ergebnisse seiner zweiten Nachwuchsumfrage zu den Arbeitsbedingungen in der Buch- und Medienbranche vor.

1327 Euro brutto monatlich erhielten Volontäre der Befragung nach im Schnitt. Das seien zwar 210 Euro mehr als vor Einführung des Mindestlohns, dennoch seien 70 Prozent der Volontäre auf Zusatzeinkünfte zum Leben angewiesen. „Auch wenn der Mindestlohn in vielen Verlagen der Anstoß war, die Bezahlung der Volontäre zu erhöhen, liegt die Vergütung im Durchschnitt noch knapp darunter“, erklärt Cigdem Aker, Schatzmeisterin des Nachwuchsvereins. Kritisch sieht sie, dass zur Begründung oft der Ausbildungscharakter des Volontariats angeführt werde. „Jedoch fehlen dafür häufig ein Betreuer, ein Ausbildungsplan und die Möglichkeiten zur Weiterbildung.“ Sehr viele Volontäre ersetzten nach ihrer Selbsteinschätzung eine reguläre Fachkraft.

Für die aktuelle Online-Umfrage „An die Arbeit“, die bis Anfang des Jahres 2017 lief, hat der JVM Angaben von 798 Personen ausgewertet, darunter 247 Volontär_innen, 440 Berufseinsteiger und 176 Praktikant_innen. Es sollte vor allem herausgefunden werden, wie sich die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns für den Verlagsnachwuchs ausgewirkt hat.

Es gäbe eine eindeutige Tendenz zu weniger und kürzeren Praktika, lässt sich aus der Befragung ableiten. Bevorzugt würden Pflichtpraktikanten eingestellt, für die kein Mindestlohn fällig ist. Erschreckend sei nach Einschätzung des Vereins mit 38 Prozent der hohe Anteil unbezahlter Arbeit, obwohl die Praktikanten Vollzeit in den Unternehmen tätig wären. Über die Hälfte der Praktikanten ersetzte nach eigenen Angaben eine Fachkraft. Nur drei Prozent erzielten jedoch eine Vergütung auf Mindestlohnniveau. Das bedeute, dass sich viele „ein Praktikum in unserer Branche nicht leisten können“, so Cigdem Aker.

Mit der zweiten Umfrage seit 2014 sind nun auch Aussagen zur Situation der Berufseinsteiger möglich. Auch für die Young Professionals sei beim Gehalt – im Vergleich mit anderen Studien – „noch Luft nach oben“. „Eine möglich Ursache sehen wir in der niedrigen Tarifbindung innerhalb der Buchbranche“, heißt es in der Erklärung der Jungen Verlagsmenschen. Man wolle sich, auch in der Kooperation mit ver.di, weiter „als Stimme des Branchennachwuchses für bessere und fairere Arbeitsbedingungen einsetzen“. Doch habe die aktuelle Befragung auch ergeben, dass 64 Prozent der Berufseinsteiger unbefristet angestellt sind. Dieser Befund wird vom Verein „überraschend positiv“ gewertet.

Eine ausführliche Auswertung aller Ergebnisse findet sich hier. Der Junge Verlagsmenschen e.V. ist der größte Nachwuchsverein der Buch- und Medienbranche. Er bietet jungen Beschäftigten, Berufsanfängern und Studenten eine unabhängige Plattform zu Austausch, Organisation und Weiterbildung.

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