Formen nach eigenem Bilde

Mit RSS können Informationsflüsse kanalisiert werden

Die personalisierte Startseite für Leser im Internet kennt jeder. Doch wie sieht es mit der persönlichen Informationsseite für den Reporter, den Redakteur, den Chef vom Dienst aus? Im Internet gibt es inzwischen zahlreiche Werkzeuge, mit denen jeder Informationsflüsse formen und kanalisieren kann. RSS heißt die dahinter stehende Technik.

RSS (Really Simple Syndication) stellt Informationsströme, so genannte Feeds, so dar, wie sie gerade fließen. Es zeigt jedes Mal an, wenn Daten sich verändern oder neue Daten zur Verfügung stehen. So kann ein Leser mit RSS eine große Bandbreite von Inhalten an einer Stelle selbst zusammenführen: Von Schlagzeilen über ganze Nachrichtenartikel, über Veränderungen bei Softwareversionen oder Wiki-Seiten sowie Aktualisierungen von Projekten.
Ein aktuelles Beispiel für RSS ist die Erfolgsgeschichte von Twitter: Twitter ist ein webbasierter Microblogging-Dienst, der seinen Nutzern ein kleines Eingabekästchen für 140 Zeichen anzeigt. Darüber kann jeder kleine Nachrichten und Links veröffentlichen. Eingeben können die Nutzer ihre Nachrichten über eine Webseite, aber auch über ein Handy. Andere Nutzer können diese Mini-Nachrichten abonnieren. Besonders interessant für Journalisten wird Twitter etwa bei Sportereignissen, Konferenzen oder auch Notfällen und Katastrophen, die einen mobilen Einsatz und schnell getakteten, hohen Nachrichtendurchsatz verlangen. Während der Brände in Kalifornien nutzen Bürger und Rettungskräfte Twitter bereits für Koordinierungsmaßnahmen. Die Lokalzeitungen verwendeten diese Twitter-Feeds als lesergenerierten Newsticker, den sie in ihre Online-Nachrichtenseite einbanden.

Sendungen abonnieren

Das Beispiel Twitter zeigt, dass RSS Gerätegrenzen überspringen kann. Es übermittelt Nachrichten in einem Format, mit dem nicht nur Computer, sondern auch Handys umgehen können. Per RSS können aber nicht nur Texte und Bilder, sondern etwa auch Messdaten von Bojen oder Wetterstationen übermittelt und in Service-Seiten eingebaut werden. RSS ist damit eine Technik, die weit über die gewohnte Linkstruktur des Internet hinausweist. Sie ermöglicht neue Dienste, die verschiedene Datenquellen in einem so genannten Mashup zusammenführen. Auch der Erfolg von Podcasts basiert wesentlich auf der Möglichkeit, Sendungen über RSS abonnieren zu können.
Wie funktioniert RSS? Eine Website, die Inhalte verteilen will, produziert ein RSS-Dokument und registriert dieses Dokument mit einem RSS-Publisher. Dieser ist in neueren Content-Management-Systemen bereits enthalten. Eine Software prüft nun beim Publisher, ob es neue Inhalte gibt und zeigt diese an. So können Nutzer die Newsfeeds abonnieren. Ihre Abo-Software bzw. ihr RSS-Reader wird damit zu ihrer persönlichen Nachrichtenagentur und Newsticker. Möglich wird das, weil immer mehr Nachrichtenportale RSS-Feeds zu speziellen Themenbereichen anbieten. Unter Bloggern sind auch RSS-Webdienste wie der Google-Reader, Newsgator.com oder Bloglines.com weit verbreitet.
RSS-Reader lassen sich jedoch nicht nur als Informationsfilter nutzen, sie ermöglichen auch den Austausch von interessanten Feeds mit Kollegen. So kann man nicht nur einzelne interessante Inhalte markieren und anderen zukommen lassen, sondern auch ganze Feed-Abonnements exportieren, damit Kollegen sie in ihre Lesesoftware importieren können.
In der Redaktion der Rheinischen Post und der Rheinischen Post Online beispielsweise hat sich die Verwendung von RSS-Readern bereits durchgesetzt. Genutzt werden sie zum einen für individuell konfigurierte Nachrichtenströme, aber auch als alternativer Nachrichtenticker für News von etablierten Medienmarken wie Spiegel Online.
Einer der bekanntesten Webdienste für News-Monitoring ist wohl Google-Alerts. Der Journalist legt die gesuchten Schlagworte fest, nach denen Google Nachrichten aus dem Web, Google-News oder Google-Groups filtert. Dabei lassen sich dieselben Operatoren wie in der Suche festlegen. Auch kann man bestimmen, wie oft man per E-Mail oder RSS-Feed über Treffer informiert werden möchte.
Wesentlich anspruchsvoller ist der RSS-Dienst von Yahoo namens Yahoo Pipes. Mit ihm kann sich jeder für Internetquellen aller Art ein persönliches Recherchewerkzeug bauen. Die Features sind dabei so mächtig, dass sie ein professionelles News-Monitoring ermöglichen. Die Idee hinter Yahoo Pipes ist, verschiedene Datenquellen, vornehmlich RSS-Feeds, miteinander zu kombinieren und mit verschiedenen Methoden so zu bearbeiten, dass am Ende ein nützliches Ergebnis als abonnierbarer Feed herauskommt.

Quellen kombinieren

Journalisten können sich damit die Nachrichtenströme zu bestimmten Themen vorsortieren lassen. Beispielsweise gibt es bereits eine Yahoo-Pipes-Anwendung, die weltweit mit Geodaten versehene Reuters-News auf einer Landkarte anzeigt. Eine andere wiederum kombiniert mehrere Newsquellen miteinander und durchsucht sie mit bestimmten Schlagwörtern. Praktisch ist es auch, zu Nachrichten die passenden Flickr-Bilder automatisch heraussuchen zu lassen, die kommerziell weiterverwendet werden dürfen. Nützlich ist auch ein Newsticker, der aktuelle Benzinpreise an Tankstellen anzeigt und der als Service in die eigne Nachrichtenseite eingebunden werden könnte. Und noch bequemer wird es, wenn jeder all diese öffentlich verfügbaren Yahoo-Pipes-Anwendungen kopieren und für seine eigenen Zwecke anpassen darf. Man muss nur ein wenig damit herumspielen wollen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Audiodeskription: Die KI liest vor

Die Hälfte der öffentlich-rechtlichen Sender verwendet inzwischen auch synthetische oder mit Künstlicher Intelligenz (KI) generierte Stimmen, um für Fernsehformate Audiodeskriptionen zu erstellen. Das ergibt sich aus Nachfragen von M bei den neun ARD-Landesrundfunkanstalten und beim ZDF. Neben professionellen Sprecher*innen setzen der MDR, WDR, NDR, Radio Bremen und das ZDF auch auf synthetische oder KI-Stimmen für die akustische Bildbeschreibung.
mehr »

Gendergerechtigkeit per KI überprüfen

Ein Gender-Analyse-Tool der Technischen Universität München zeigt, wie Frauen medial ausgeklammert werden. Das Ziel vom  Gender Equality Tech Tool – GETT  ist es, die Sichtbarkeit von Frauen in der Berichterstattung bewusst zu fördern. Mit GETT kann über eine Kombination aus klassischen Algorithmen und Open-Source-KI-Modellen nachgeprüft werden, wie oft Frauen im Vergleich zu Männern in den Medien genannt und wie sie dargestellt werden.
mehr »