Weiterer Aufruf gestartet – Mumia Abu-Jamal: Berufung steht bevor

Sofortige Freiheit für den seit 25 Jahren in der Todeszelle sitzenden Journalisten Mumia Abu-Jamal wird in einem aktuellen Unterstützer-Flugblatt gefordert, das sich jede/r Interessierte im Internet herunterladen kann (www.labournet.de/ solidaritaet/mumia/index.html). Anlass für den neuerlichen Aufruf ist die bevorstehende Verhandlung vor dem Bundesberufungsgericht.


Der ehemalige Sprecher der Black Panther Party wurde ohne schlüssige Beweise eines 1981 an einem Polizisten begangenen Mordes bezichtigt und später zum Tod verurteilt. Seit fast ebenso langer Zeit setzen sich Menschenrechtsorganisationen wie auch Einzelpersonen für die Freilassung des engagierten Journalisten ein, der regelmäßig in vielen Publikationen – u.a. auch in „junge Welt“ – Texte veröffentlicht. Außerdem unterstützt er die radikalökologische Organisation „MOVE“, die in seiner Heimatstadt Philadelphia massiven Repressionen durch die Polizei ausgesetzt ist. Der dju im ver.di-Landesbezirk Berlin-Brandenburg gehört Mumia Abu-Jamal als Ehrenvorstandsmitglied an.
Die lange und zum Teil sehr komplizierte Geschichte der Tat, der Verurteilung Abu-Jamals ohne hinreichende Beweise sowie die zahlreichen späteren Nachrecherchen zum Tathergang hat Michael Schiffmann für seine Doktorarbeit an der Universität Heidelberg zusammengetragen. Daraus ist der Band „Wettlauf gegen den Tod“ entstanden (s. Sprachrohr 6/06).
Jüngste Veröffentlichungen zum „Fall Mumia Abu-Jamal“ dokumentieren die Hartnäckigkeit, mit der offizielle Stellen in den USA die Legende vom Schwerverbrecher am Leben halten wollen: So hat laut einem Bericht des österreichischen „Standard“ vom 13. November 2006 die Kommunalverwaltung der Stadt Philadelphia Anzeige wegen „Verherrlichung von Verbrechen“ gegen die Stadtverwaltungen von Paris und Saint Denis erstattet. Die Klage bezieht sich auf Ehrungen, die beide Städte Mumia Abu-Jamal erwiesen haben. Paris hatte ihn bereits 2003, Saint Denis im April 2006 zum Ehrenbürger ernannt. Außerdem wurde eine Straße in der Pariser Vorstadt Saint Denis nach dem zum Tode verurteilten Journalisten benannt.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Neue Europäische Medienplattform

Es ist ein sehr anspruchsvolles Projekt, das der deutsche Kultur- und Medienstaatsminister Wolfram Weimer und seine französische Amtskollegin Rachida Dati auf den Weg bringen: die Entwicklung einer europäischen Medienplattform. Im Zentrum soll dabei das Internet-Angebot des deutsch-französischen Kulturkanals Arte stehen, dass zu einer solchen Medienplattform mit bis zu 24 Sprachen ausgebaut werden soll.
mehr »

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Verzögerung in Fretterode-Verfahren

Sieben Jahren verschleppt: Der brutale Angriff von zwei Rechtsradikalen auf Journalisten im Jahr 2018 kommt auch in der Berufung einfach nicht vor Gericht. Sven Adam, Anwalt der bei dem Überfall erheblich unter anderem mit Schraubenschlüssel, Messer und Baseballschläger verletzten Journalisten, kritisiert das erneute Justizversagen und erhebt wieder eine Verzögerungsrüge gegen das Gericht im thüringischen Mühlhausen.
mehr »

Honduras: Gefahr für Medienschaffende

Nicht nur unter Berichterstatter*innen waren die Erwartungen an die erste Frau im honduranischen Präsidentenpalast enorm hoch. Doch Xiomara Castro, die sich im Wahlkampf und nach ihrer Vereidigung im Januar 2021, verbal für Menschenrechte und die Pressefreiheit stark gemacht hatte, ist vieles schuldig geblieben, erklärt Journalistin und Medienanalytikerin Dina Meza.
mehr »