Schlank und vernetzt

Die dju und RFAV war mit dem ehrgeizigen Vorhaben angetreten, eine gemeinsame Fachgruppe Medien in ver.di zu gründen. Das setzte die Zustimmung zum Fusions­beschluss in beiden Bundesfachgruppenkonferenzen voraus. Die Delegierten berieten deshalb zunächst getrennt. Über die Arbeit der vergangenen Wahlperiode wurde Rechenschaft gelegt, Anträge und die neue Geschäftsordnung sind beraten worden.


Die Fusion sollte vor allem zwei Zielen dienen, erläuterte Inez Kühn, Bereichsleiterin Medien, am Beginn der Konferenz den 117 Teilnehmern aus beiden Fachgruppen: Es solle ein schlagkräftige, konkurrenzfähige Fachgruppe entstehen, die 45.000 Beschäftigte aus Presse, Rundfunk und Film vertritt. Die neue Struktur müsse den Veränderungen in der Medienlandschaft Rechnung tragen. Die Interessenvertretung solle stärker als bisher in die Öffentlichkeit wirken und dort wahrgenommen werden. Zugleich gelte es, so nah wie möglich an den Mitgliedern zu sein, deren Kompetenzen zu nutzen, ihre Interessen zukennen und zu vertreten.

Um das praktisch handhabbar zu machen, war im Vorfeld ein Modell mit fünf weitgehend selbständig arbeitenden Säulen erarbeitet worden. Das sind: erstens die dju mit knapp 22.000 Mitgliedern; zweitens eine Säule Öffentlich-rechtlicher Rundfunk mit etwa 15.000 Mitgliedern; drittens eine Säule Privater Rundfunk mit rd. 2.000 Mitgliedern; die vierte Säule Film mit ca. 3.500 Mitgliedern und die fünfte Säule Kino vereint 1.500 Mitglieder. „Vernetzt, kompetent, flexibel, solidarisch und autonom“ solle die Arbeit in dieser Struktur gestaltet sein, so Kühn. Je nach Thema – wenn es etwa um Medienpolitik, Berufsbilddiskussion, Urheberrecht oder Internationale Arbeit geht – können sich Teile der Organisation vernetzen sowie übergreifende zeitlich begrenzte bzw. ständige Arbeitsgruppen oder Projekte bilden. In diese werden Mitglieder aus den Unternehmen oder Sendern sowie Freie einbezogen, die ihre Spezialkompetenz einbringen. Das „Säulenmodell“ sei flexibel und biete Möglichkeiten zur Veränderung bzw. dem Ausbau, etwa durch Erweiterung um eine Säule Werbewirtschaft / PR.

Die neue Struktur biete auch bessere Chancen für nötige solidarische Unterstützung bei Konflikten, Aktionen ließen sich übergreifend einfacher organisieren. Gleichzeitig werde Autonomie gewahrt, die Säulen seien mitgliedernäher und zielgruppengenauer als bisher konzipiert. Berufsfachlichkeit könne stärker berück­sichtigt werden. Wie praktische Aufgaben vernetzt gelöst werden können, erläuterte Inez Kühn beispielhaft am Outsourcing bei Radio Bremen / bremedia und daran, wie gemeinsam Standards für das neue Berufsbild des „Videojournalisten“ im Rundfunk herausgearbeitet werden könnten. Schlankere feste Gremien, mehr Zeit und Geld für Projekte und Aktionen, diese Vorteile überzeugten offenbar die Delegierten beider Fachgruppen, so dass sie die Fusion zur Fachgruppe Medien und die neue Geschäftsordnung beschlossen.

Weitere aktuelle Beiträge

Rechte Influencerinnen im Netz

Rechtextremismus und rechte Parolen verbinden viele Menschen automatisch mit testosterongesteuerten weißen Männern. Diese Zielgruppe füttert AfD-Politiker Maximilian Krah mit simplen Parolen wie: „Echte Männer sind rechts.“ Das kommt an bei Menschen, die im Laufe der Zeit irgendwann beim „Gestern“ stecken geblieben sind. Inzwischen verfangen solche rechten Klischees auch bei Frauen. Vor allem im Internet.
mehr »

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

DGB-Preis: Highlight bei Filmfestival im Norden

Der Bürgermeister von Emden wählte große Worte. „Manche behaupten ja, Emden sei das Cannes des Nordens“, sagte Tim Kruithoff bei der Preisverleihung des 35. Filmfests Emden-Norderney. Für die 21 000 Besucher*innen war das Festival auf jeden Fall ein bemerkenswertes Event.
mehr »

Rechtes Rauschen im Blätterwald

Ob Neuerscheinungen, Zusammenlegungen, Relaunches oder altgediente rechte Verlage: Was die Periodika der Neuen Rechten, ihrer Parteien, Organisationen oder auch einflussreicher kleinerer Kreise anbetrifft, lässt sich gerade angesichts des rechtspopulistischen Aufschwungs der letzten etwa 20 Jahre viel Bewegung ausmachen.
mehr »