In Bochum gehen die Lichter aus

Traditions­verlag zerstückelt

Aus dem Verlag Lensing-Wolff ist zum 15. Januar die Media Dortmund GmbH geworden. Hinter dem neuen Namen steckt die Auflösung des Traditionsverlags und der Abbau von Arbeitsplätzen bei den Ruhr Nachrichten. Gegründet wurde das Medienhaus Lensing 1870. Fünf Jahre später wurde in Dortmund mit Tremonia die erste Lokalzeitung herausgegeben.


Seinen Mitarbeitern hat der Verleger Lambert Lensing-Wolff mitgeteilt, dass sie automatisch in die neue GmbH übernommen werden. Die Chefredaktion der Ruhr Nachrichten hat die Re­daktionen in Bottrop, Gelsenkirchen und Gladbeck informiert, dass Ende März ihre Arbeit nicht mehr benötigt wird. In Bottrop und Gladbeck überlässt man das Feld dann endgültig der WAZ. Den 13 Redakteurinnen und Re­dakteuren droht der Gang in die Arbeitslosigkeit. In Bochum gehen die Lichter wohl erst in einem Jahr aus, wenn der Lokalteil bis dahin keinen Käufer findet. Dafür wurde eigens der Verlag West gegründet und Lutz Schuhmacher von der Chefredaktion der Ruhr Nachrichten soll als Geschäfts­führer die Lokalausgabe verkaufsfähig machen. Der frühere Chef der Nachrichtenagentur ddp gehört seit 2005 neben Hermann Beckfeld und Wolfram Kiwit zum Führungstrio der Zeitung.
Die vier betroffenen Lokalaus­gaben konnten zuletzt kaum mehr als 3.000 Exemplare verkaufen und gehören zu den auflageschwächsten Redaktionen. In Nordrhein Westfalen ist Lensing mit einer Gesamtauflage von 290.000 Exemplaren und einem Marktanteil von 7,4 Prozent das drittgrößte Zeitungsunternehmen. Die Auflage der Ruhr Nachrichten geht schon seit Jahren zurück und vor allem im Ruhrgebiet dominiert die Westdeutsche Allgemeine Zeitung den Markt. Die Geschäfte des Medienhauses Lensing gehen dennoch gut und der Verleger freut sich über ansprechende Gewinne. Schon seit einiger Zeit arbeitet Lambert Lensing an der Zerstückelung seines Imperiums. Erst vor drei Jahren wurde die Mantelredaktion in die Gesellschaft Westnews überführt. Die neuen Gesellschaften gehören nicht dem Zeitungsverlegerverband (ZVNRW) an. So scheint es offensichtlich, dass mit dieser Strategie der Tarifvertrag umgangen werden soll.

 
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