Pressesprecherin wegen Konflikt mit Ölkonzern bedroht

Aktion für Guadalupe de Heredia, Ecuador

Pressesprecherin zu sein ist normalerweise nicht besonders gefährlich. Doch bei Guadalupe de Heredia ist das anders. Sie spricht für eine Gruppe von Rechtsanwälten, die indianische Gemeinschaften bei einem Rechtsstreit mit dem transnationalen Ölkonzern „ChevronTexaco“ vertritt. Guadalupe de Heredia sorgt für Öffentlichkeit in einem Fall, den der Konzern und auch Teile der Politik vermutlich lieber nicht so publik hätten.

Amnesty International Logo
Amnesty International Logo

Dabei geht es um Umweltverschmutzung, zurückzuführen auf jahrzehntelange Ölbohrungen in der Region Sucumbios im Norden Ecuadors. Das Unternehmen „Texaco,“ das 2001 mit „Chevron“ zu dem Konzern „ChevronTexaco“ fusionierte, bohrte dort fast 30 Jahre lang nach Öl. Laut der gegen das Unternehmen angestrengten Zivilklage hat die Ölfirma in dieser Zeit krebserregende Abfallstoffe in ungesicherte Erdgruben gekippt statt sie ordnungsgemäß zu entsorgen. Das Verfahren findet vor dem Obersten Gericht der Provinz Sucumbios in Lago Agrio statt. Nicht zuletzt wegen der Öffentlichkeitsarbeit von Guadalupe de Heredia berichten die Medien immer wieder über den Prozess.
Offenbar ist ihre Arbeit einigen Menschen deshalb ein Dorn im Auge. Einschüchterungen und gewalttätige Übergriffe bestimmen inzwischen genauso den Alltag von Guadalupe de Heredia wie Gerichtsakten. Am 29. April versuchte ein Lastwagen ohne Nummernschilder ihren Wagen in den Straßengraben zu drängen. Wenige Tage zuvor war eine Freundin, die man offenbar mit der Pressesprecherin verwechselt hatte, angegriffen worden, als sie die Wohnung von Guadalupe de Heredia in der Hauptstadt Quito verließ. Ein Mann schlug ihr auf den Kopf, der andere stahl ihr Notizbuch. Wertsachen und der Schmuck interessierten nicht.
Mit Übergriffen dieser Art soll offenbar auch das Team der Rechtsanwälte eingeschüchtert werden. Fünf von ihnen haben ebenfalls Drohungen erhalten. Weder Guadalupe de Heredia noch die Juristen haben nach Kenntnis von Amnesty International bisher Polizeischutz erhalten.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den ecuadorianischen Innen- und Justizminister und fordern Sie geeignete Schutzmaßnahmen für Guadalupe de Heredia. Dringen Sie auf eine unabhängige Untersuchung der Übergriffe und darauf, dass die Täter vor Gericht gestellt werden. Schreiben Sie in auf Spanisch, Englisch oder Deutsch an:
Dr. Felipe Vega de la Cuadra
Ministro de Gobierno, Policía, Justicia, Cultos y Municipalidades
Ministerio de Gobierno y Policía, Benalcázar y Espejo
Quito – ECUADOR – Telefax: 00 593- 2-228 2770
(kombinierter Telefon- und Faxanschluss: „Tono de fax, por favor“)

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
Kanzlei der Botschaft der Republik Ecuador
Herr Diego Fernando Morejon Pazmino
Geschäftsträger a.i., Gesandter
Kaiser-Friedrich-Straße 90
10585 Berlin
Telefax: 030 / 3478 7126,
E-Mail: kanzlei@botschaft-ecuador.org

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

Trump: Angriff auf kritische Medien

Donald Trump hat schon im Wahlkampf angekündigt, US-Medien, von denen er sich kritisiert und angegriffen sieht, auszuschalten, sollte er gewählt werden. Von welchen Möglichkeiten er dabei unter anderem Gebrauch machen kann, hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in einem Beitrag aufgeführt. Es zeigt sich: Trumps Drohungen sind alles andere als unrealistisch. Und sein Vorbild für diese sitzt in Europa.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »