Eigenes lokales online-Magazin

Geschasste Münsteraner machen sich selbstständig

Unter www.echo-muenster.de produziert die im Januar 2007 von der Arbeit freigestellte Lokalredaktion der Münsterschen Zeitung ein eigenes lokales online-Magazin für die Stadt Münster. Ihre Arbeitsverträge mit ihrem alten Arbeitgeber, dem Dortmunder Verleger Lambert Lensing-Wolff sind endgültig ausgelaufen, deswegen sind die meisten von ihnen seit dem 1. November arbeitsrechtlich frei, etwas neu anzufangen.

Neun der neunzehn geschassten Lokalredakteurinnen und-redakteure gehören zur neuen Redaktion und der eine oder andere will noch ins selbst verwaltete Kollektiv nachrücken. Gut ein dreiviertel Jahr ist es her, dass ihnen der Stuhl vor die Tür gesetzt wurde. Den 19. Januar 2007 hat keiner der Beteiligten vergessen. Der hat sie zu einer „Schicksalsgemeinschaft“, wie sie es selbst nennen, zusammen geschweißt. Nun brechen sie gemeinsam auf in die berufliche Zukunft, die eine ungewisse und befristete ist. Mit der Agentur Livingpage haben sie einen engagierten Partner gefunden, der das Medienprojekt zunächst für ein Jahr technisch betreut und verantwortet und die Printredakteure zu Onlinern qualifiziert. Das Geld kommt von der Transfergesellschaft, die sie weiter beschäftigt, und der Agentur für Arbeit. In Zeiten, wo Großverlage Millionen in ihre Internetportale investieren, haben sie sich aufs Wesentliche und ihre Stärken konzentriert. „Und das ist das Lokale und unsere lokale Kompetenz“, sagen die beiden Sprecher des Projekts, Wolfgang Halberscheidt und Stefan Clauser. „Wir sind neun gut ausgebildete Lokalredakteure mit vielfältigen Kontakten in der Stadt, das ist das Pfund mit dem wir wuchern müssen“.
In einem Redaktionsstatut haben sie sich auf Essentials geeinigt, wie sie zukünftig publizistisch arbeiten wollen. Alle wichtigen Entscheidungen sollen möglichst von allen getroffen und getragen werden. Die ersten Werbekunden haben schon Banner geschaltet, was die Hoffnung nährt, dass das Projekt irgendwann einmal „marktfähig“ wird.
Der Münsteraner Bischof hat die Redaktion zwar noch nicht besucht, aber Münsters Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann hat seinen Segen bereits für das neue Online-Medium gegeben. „Ihr Projekt wird in unserem Haus mit großer Sympathie beobachtet“, erklärte Tillmann beim Redaktionsbesuch.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

KI beinflusst Vielfalt in den Medien

Künstliche Intelligenz kann journalistische Texte in verschiedene Sprachen übersetzen und damit viel mehr Nutzer*innen ansprechen. Gleichzeitig kann sie aber auch Stereotype, die in diesen Texten enthalten sind, verfestigen. Gefahren und Chancen von KI-Anwendungen im Journalismus standen im Fokus der diesjährigen NxMedienkonferenz der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM), die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Mit Recht und Technik gegen Fake News

Als „vielleicht größte Gefahr“ in der digitalen Welt sieht die Landesanstalt für Medien NRW (LFM) die Verbreitung von Desinformationen. Insbesondere gilt das für die Demokratische Willensbildung. Daher wird die Aufsichtsbehörde ihren Scherpunkt im kommenden Jahr genau auf dieses Thema richten. Aber wie kann man der Flut an Fake News und Deep Fakes Herr werden?
mehr »

Süddeutsche ohne Süddeutschland?

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) will sich aus der Regionalberichterstattung in den Landkreisen rund um München weitgehend zurückziehen. Am Mittwoch teilte die Chefredaktion der SZ zusammen mit der Ressortleitung den rund 60 Beschäftigten in einer außerordentlichen Konferenz mit, dass die Außenbüros in den Landkreisen aufgegeben werden und die Berichterstattung stark zurückgefahren wird. Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft ver.di.
mehr »