Skandale, einst entfacht von einer Handvoll Journalisten. Im digitalen Zeitalter sind es die Massen, die etwa per Twitter-Botschaft eine Empörungswelle auslösen. Dass sich die Art der Enthüllungen geändert hat, belegt eine weitere These: „Jeder kann Skandale auslösen“, versichern die Tübinger Autoren Bernhard Pörksen und Hanne Detel. Als prominentestes Beispiel stellen sie den Rücktritt des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhlers vor, den ein Tübinger Politikstudent ins Rollen brachte. „Es kann jeden treffen“, ist die dritte und die vierte Hauptthese: „Diese Skandale kann niemand mehr kontrollieren.“
Dass sich mit Smartphones, Sozialen Netzwerken oder Blogs die Daten schneller, für ewig und weltweit einstellen lassen, zeigen die Medienwissenschaftler ebenfalls auf. Doch verteufeln Pörksen/Detel die neuen Medien nicht. Als positive Enthüllung bewerten sie beispielsweise einen Film vom irakischen Gefängnis Abu Ghraib, der die Folterungen der Gefangenen dokumentierte: Beweise, die nur durch die neue Aufzeichnungstechnik möglich waren.
Der Entfesselte Skandal.
Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter
Herbert von Halem Verlag,
ISBN 978-3-86962-058-9
248 Seiten, 19,80 Euro