Der entfesselte Skandal

Skandale, einst entfacht von einer Handvoll Journalisten. Im digitalen Zeitalter sind es die Massen, die etwa per Twitter-Botschaft eine Empörungswelle auslösen. Dass sich die Art der Enthüllungen geändert hat, belegt eine weitere These: „Jeder kann Skandale auslösen“, versichern die Tübinger Autoren Bernhard Pörksen und Hanne Detel. Als prominentestes Beispiel stellen sie den Rücktritt des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhlers vor, den ein Tübinger Politikstudent ins Rollen brachte. „Es kann jeden treffen“, ist die dritte und die vierte Hauptthese: „Diese Skandale kann niemand mehr kontrollieren.“
Dass sich mit Smartphones, Sozialen Netzwerken oder Blogs die Daten schneller, für ewig und weltweit einstellen lassen, zeigen die Medienwissenschaftler ebenfalls auf. Doch verteufeln Pörksen/Detel die neuen Medien nicht. Als positive Enthüllung bewerten sie beispielsweise einen Film vom irakischen Gefängnis Abu Ghraib, der die Folterungen der Gefangenen dokumentierte: Beweise, die nur durch die neue Aufzeichnungstechnik möglich waren.


Der entfesselte SkandalBernhard Pörksen, Hanne Detel

Der Entfesselte Skandal.

Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter

Herbert von Halem Verlag,
ISBN 978-3-86962-058-9
248 Seiten, 19,80 Euro

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Buchtipp: Sprache des Kapitalismus

Über gendersensible Sprache läuft schon seit Jahren eine hochemotionale Debatte. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden gilt seit dem 1. April sogar ein Genderverbot. Über Begrifflichkeiten wie „steigende Preise“ oder Finanzkrisen, die wie ein „Tsunami“ über uns kommen, wird dagegen weniger gestritten. Sie beherrschen längst unser Denken und Sprechen, sind in unseren Alltag eingedrungen. Wer in diesem Wirtschaftssystem sozialisiert wurde, nutzt sie automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »

Einschüchterungsversuche der Hohenzollern

Eine Studie der Universität Leipzig hat am Beispiel der deutschen Adelsfamilie Hohenzollern untersucht, wie kritische Berichterstattung und Forschung durch gezielte Anwaltsstrategien beeinflusst oder behindert werden sollen. Die Kommunikationswissenschaftler*innen haben dabei die Wirkung von SLAPPs (Strategic Lawsuits Against Public Participation) aus Sicht der Betroffenen nachvollzogen. Verunsicherung und Einschränkung der Arbeitsfähigkeit sind direkte Folgen bei ihnen.
mehr »

Honoraruntergrenzen bei der Kulturförderung

Claudia Roth will ein Versprechen einlösen und Mindeststandards für Honorare von Freien bei der Kulturförderung des Bundes sichern. Laut Ampel-Koalitionsvertrag von 2021 sollten öffentliche Gelder für die Kultur an faire Vergütung gekoppelt sein. Nun, so die Kulturstaatsministerin, werden „für den Kernbereich der Bundeskulturförderung“ Mindesthonorare für Künstler*innen und Kreative eingeführt.
mehr »