Verband kommunaler Unternehmen straft kritischen Journalisten ab
In der Rubrik Öffentlichkeitsarbeit seiner Webseite zitiert der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) den ehemaligen Regierungssprecher Conrad Ahlers: „Das stärkste PR-Mittel ist ein Wunder, aber es muss wirklich geschehen“.
Wunderlicher als ein Wunder waren Vorgänge rund um den vom VKU ausgeschriebenen Journalistenpreis 2003, der am 1. Oktober verliehen wurde. In der Sparte Hörfunk sollte eigentlich Werner Rügemer für ein Feature über Cross-Border-Leasing-Verträge ausgezeichnet werden, das im Januar im Deutschlandfunk gesendet worden war. Bei diesen Verträgen verleasen Kommunen oder Stadtwerke öffentliche Infrastruktur an einen US-Trust und mieten sie zurück. Dabei entsteht ein Steuervorteil, an dem die Kommune beteiligt wird. Kritiker warnen vor möglichen Schadenersatzforderungen bis zum Verlust der kommunalen Einrichtungen. Die Jury des Journalistenpreises unter Vorsitz von WDR-Hörfunk-Redakteur Hagen Beinhauer war besetzt mit fünf Medienvertretern und vier Abgesandten der kommunalen Wirtschaft, die zusammen 12.000 Euro Preisgeld in den vier Sparten werden vom VKU gestellt. Beinhauer sagte bei der Preisverleihung, der Hörfunkpreis werde nicht vergeben, obwohl man zunächst einen Beitrag ausgewählt hatte. Ohne Nennung des Autoren fuhr er fort, Rügemers Beitrag habe „ein aktuelles und schwieriges, weil komplexes und kontrovers diskutiertes Thema journalistisch mit den Mitteln des Hörfunks gut bewältigt“ und „wenngleich eine Tendenz gegen das Cross-Border-Leasing heraus zu hören war, so war der Beitrag keineswegs einseitig“. Allerdings sei nachträglich das Engagement des Autors gegen CBL bekannt geworden, weshalb die Jury die Auszeichnung einstimmig zurückgezogen habe – „nicht jedoch ihre Bewertung der Arbeit“.
In Anlehnung an Hanns-Joachim Friedrichs wurde Rügemer unterstellt, er habe sich mit seinem Thema gemein gemacht und als Beleg dafür ein offener Brief gegen ein CBL-Geschäft angeführt, den der Journalist mitgetragen habe. An diesem Vorhaben ist die GEW RheinEnergie AG aus Köln beteiligt, das fünftgrößte Versorgungsunternehmen Deutschlands. Dessen Pressesprecher Christoph Preuß war Mitglied der Jury – Zufall oder Wunder? Auf Nachfrage betonte Beinhauer aber, es habe keinerlei Einflussnahme von irgendeiner Seite gegen die Auszeichnung Rügemers gegeben, die Initiative dazu sei von ihm, dem Juryvorsitzenden, ausgegangen.