Gedacht ist dieses Buch für junge Leute, die ein medienwissenschaftliches Studium gewählt haben und für solche, die es erwägen. Interessant ist es für alle Studierenden und Schüler, die es in die trotz der Branchenkrise weiterhin sehr beliebten Berufe zieht, die „etwas mit Medien zu tun haben“.
Die 34 Beiträge machen in dem Band, den die Professorinnen der Medienwissenschaft, Karin Böhme-Dürr und Susanne Keuneke, herausgegeben haben, eines deutlich: Ein Studium erleichtert den Eintritt in die Medienbranche ungemein, ist teilweise sogar absolute Voraussetzung. Nur Medienwissenschaft muss der Studiengang nicht unbedingt heißen.
Ob Betriebwirtschaftslehre oder Politologie, Germanistik oder Geschichte, die Streubreite der Studienfächer ist unter dem erfolgreichen Nachwuchs in der Medienbranche nach wie vor sehr groß.
Breit gefächert ist auch die Erfahrung der Autorinnen und Autoren, die aus ihrer Berufspraxis berichten: Da steht der klassische Printjournalist neben dem Online-PR-Spezialisten, der Radiomann neben der Fernsehfrau, die Medienmarkt-Analytikerin neben dem Informationsarchitekten, der Pressesprecher neben der Event-Managerin. Die enorme Differenzierung der Tätigkeiten in Medienunternehmen von Sendern bis zu Werbe- und Online-Agenturen wirkt für einen Neuling sicherlich schlicht unüberschaubar und hat auch für Insider der Branche noch manche Überraschung parat.
Dieser Band bietet einen Überblick, in wie viele Richtungen ein Medienberuf führen kann und dabei sind Bereiche wie die immer häufiger geforderte Medienpädagogik noch gar nicht erwähnt. Besonders interessant sind die Beiträge, die nicht nur berufliche Höhenflüge beschreiben, sondern auch den manchmal gar nicht so aufregenden Berufsalltag. Der Redakteur ist nur selten der rasende Reporter, eher der Redaktionsmanager, und die Werbekreative lebt nicht nur von der Inspiration, sondern auch mit der Auftragsakquise und der Kundenpflege. „Ganz ohne Verkaufsambitionen geht es nicht“, schreibt der Medienforscher Tibor Kliment warnend. Das muss auch die künftige freie Journalistin bedenken und tut deshalb gut daran, Redaktionsabläufe und damit die Arbeitsweise ihrer potenziellen Abnehmer kennen zu lernen.
Dabei findet sich in den Ratschlägen der berufserfahrenen Autorinnen und Autoren häufig ein Begriff, den junge Leute in Veranstaltungen für den journalistischen Nachwuchs weniger gern in ihre Karriereplanung einbeziehen: die Lokalredaktion. Doch der Fernsehjournalist Andreas Turnsek hat Recht, wenn er schreibt:“Nach wie vor wird eine freie Mitarbeit etwa für den Lokalteil der regionalen Tageszeitungen als gute journalistische Schule angesehen. Denn dort findet sich ja der komplette Journalismus als Mikrokosmos.“
Wie viele Wege in diese Medienbranche führen, zeigt nicht nur die Auflistung verschiedener Studiengänge am Ende des Buches, sondern auch die kurze Berufsbiographie der Autoren. Es wäre nur zu wünschen übrig, dass mancher Autor seinen Beitrag noch einmal gründlich Korrektur gelesen hätte und manche Autorin nicht zwanghaft versucht, den Namen ihrer Zeitung in jedem Absatz unterzubringen.
Karin Böhme-Dürr, Susanne Keuneke (Hrsg.)
Kommunikation in der Praxis.
Gegenwart und Zukunft von Medienberufen.
Vistas Verlag. Berlin 2003. 324 Seiten, 18 Euro.
ISBN 3-89158-358-0.