Shoppen statt Streik

Einkaufsgutscheine von Leffers für Streikbrecher

Drei Wochen befanden sich gut 60 Redakteurinnen und Redakteure der in Oldenburg erscheinenden „Nordwest-Zeitung“ (NWZ) im Streik, als etwa 40 Redakteure, die sich nicht am Streik beteiligen, von Chefredakteur Rolf Seelheim aufgefordert wurden, mit Partner und Ehefrauen ins Foyer des Zeitungshauses zu kommen. Nach Informationen des Betriebsrates wurde ihnen dort gesagt, dass sich das Textilhaus Leffers, das unlängst sein 75-jähriges Firmenjubiläum feierte, für die gute Berichterstattung erkenntlich zeigen wolle und zum Abendessen einlade.

Mit dem Chefredakteur an der Spitze marschierten etwa 30 Leute ins 400 Meter entfernte Kaufhaus und verschwanden im Hintereingang, so das Betriebsratsmitglied. Nach dem Essen bekamen die Redakteure und die mitgebrachten Partner Einkaufsgutscheine im Wert von 500 Euro überreicht. Diese durften sofort an Ort und Stelle eingelöst werden. Teilnehmer des abendlichen Beisammenseins wurden von Streikenden vollbepackt mit Leffers-Tüten auf dem Nachhauseweg gesichtet.

Leffers-Geschäftsführer Hans-Jörg Mann bestätigte, die Veranstaltung habe im Hause auf Initiative der „NWZ“ stattgefunden. Gutscheine wurden auch verteilt. „Schließlich darf die „NWZ“ so viele Gutscheine kaufen, wie sie will und was sie damit macht, ist uns egal“, so Mann. Von einem der Geschäftsführer der „NWZ“ wisse man, dass die Gutscheine ausdrücklich mit dem Hinweis verteilt wurden, man wolle jenen Dankeschön sagen, die trotz Streik das Erscheinen der Zeitung sicher stellen. Zu einer Stellungnahme befragt, sagte Seelheim: „Ich habe keine Lust dazu etwas zu sagen.“ Für den Betriebsrat steht fest, dass es sich bei der Aktion um einen „Judaslohn für Streikbrecher“ handelt.

 

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