Aus baden-württemberger Sicht – wir waren ziemlich flächendeckend im Streik – habe ich bereits während der siebten Verhandlungsrunde dafür plädiert, wenn es irgendwie geht, schnellstmöglich abzuschließen, denn es war spürbar: Die Luft ist raus.
Es gab nach drei Wochen Streik erhebliche Verschleißerscheinungen. Wir müssen nun zur Kenntnis nehmen, dass der ‚klassische‘ Streik als Mittel des Arbeitskampfes zu einer relativ stumpfen Waffe geworden ist. Um konfliktfähig zu bleiben, sollten wir uns darüber verständigen, wie wir zukünftige Tarifauseinandersetzungen führen. Eines ist jedenfalls klar: Ohne gesamtgesellschaftliche Debatte darüber, wie wir in Zukunft leben und arbeiten wollen, werden die noch größeren Auseinandersetzungen, die uns von Politik und Unternehmer aufgedrückt werden, nicht zu führen sein. Für mich war schon immer klar: Tarifpolitik ist mehr als Mäntel zumachen und Gehaltserhöhungen durchsetzen.Im übrigen empfinde ich den Abschluß nicht als Niederlage. Er zeigt vielmehr gesellschaftspolitische Kräfteverhältnisse auf.
Andreas Harthan
Redakteur „Hohenloher Tagblatt“
Mitglied der Verhandlungskommission