Die Luft war raus

Aus baden-württemberger Sicht – wir waren ziemlich flächendeckend im Streik – habe ich bereits während der siebten Verhandlungsrunde dafür plädiert, wenn es irgendwie geht, schnellstmöglich abzuschließen, denn es war spürbar: Die Luft ist raus.

Es gab nach drei Wochen Streik erhebliche Verschleißerscheinungen. Wir müssen nun zur Kenntnis nehmen, dass der ‚klassische‘ Streik als Mittel des Arbeitskampfes zu einer relativ stumpfen Waffe geworden ist. Um konfliktfähig zu bleiben, sollten wir uns darüber verständigen, wie wir zukünftige Tarifauseinandersetzungen führen. Eines ist jedenfalls klar: Ohne gesamtgesellschaftliche Debatte darüber, wie wir in Zukunft leben und arbeiten wollen, werden die noch größeren Auseinandersetzungen, die uns von Politik und Unternehmer aufgedrückt werden, nicht zu führen sein. Für mich war schon immer klar: Tarifpolitik ist mehr als Mäntel zumachen und Gehaltserhöhungen durchsetzen.Im übrigen empfinde ich den Abschluß nicht als Niederlage. Er zeigt vielmehr gesellschaftspolitische Kräfteverhältnisse auf.

Andreas Harthan
Redakteur „Hohenloher Tagblatt“
Mitglied der Verhandlungskommission

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »

Für eine Handvoll Dollar

Jahrzehntelang konnten sich Produktionsfirmen auf die Bereitschaft der Filmschaffenden zur Selbstausbeutung verlassen. Doch der Glanz ist verblasst. Die Arbeitsbedingungen am Set sind mit dem Wunsch vieler Menschen nach einer gesunden Work-Life-Balance nicht vereinbar. Nachwuchsmangel ist die Folge. Unternehmen wollen dieses Problem nun mit Hilfe verschiedener Initiativen lösen.
mehr »

Tarifverhandlungen für Zeitungsjournalist*innen

Bereits Ende Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und dem Zeitungsverlegerverband BDZV begonnen. Darin kommen neben Gehalts- und Honorarforderungen erstmals auch Regelungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Sprache.
mehr »

Für mehr Konfrontation

Die Wahlen zum EU-Parlament endeten – nicht unerwartet – in vielen Mitgliedsstaaten mit einem Rechtsruck. In Frankreich, Italien, Österreich, Belgien, den Niederlanden und anderswo wurden eher euroskeptische, nationalistische, migrationsfeindliche Kräfte der extremen Rechten gestärkt. Auch in Deutschland haben 16 Prozent der Bürger*innen, mehr als sechs Millionen Menschen für die rechtsextreme, völkische AfD gestimmt – trotz NS-Verharmlosungen, China-Spionage und Schmiergeldern aus Russland. Immerhin sorgte die große Protestwelle der letzten Monate, die vielen Demonstrationen für Demokratie dafür, dass die AfD-Ausbeute an den Wahlurnen nicht noch üppiger ausfiel. Noch Anfang…
mehr »