„Wer ist das Volk?“ in M 6 – 7 / 2004
Dem Kollegen Gangloff würde ich Recht geben, dass sicher nicht die Medien als Überbringer von Nachrichten verantwortlich für das schlechte Image der Politik gemacht werden können. Wenn er jedoch behauptet, „Gerade Kaufzeitungen können es sich doch gar nicht leisten, konsequent am Meinungsbild ihrer Kundschaft vorbeizuschreiben“, schießt er mit einer uralten Verlegerbehauptung weit übers Ziel hinaus.
Zeitungen mit Monopolcharakter können fast alles, außer vielleicht am „Meinungsbild“ ihrer Inserenten vorbeizuschreiben. Warum erregt der Fall Aldi-Süd / SZ denn so ein Aufsehen? Weil er die Ausnahme ist.
Ebenso bin ich mit dem gleichen Autor nicht einverstanden, wenn er – leichtfertig? – dem Pay-TV das Wort redet, bzw. schreibt. Seine Kritik an populistischen Politikern, die ARD und ZDF zu überhöhten Sportrechte-Zahlungen animieren wollten, ist richtig. Die Konsequenz daraus kann jedoch nicht sein, Berichterstattungen, an denen ein großes öffentliches Interesse besteht, ins Pay-TV zu verlagern, wo sie der Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr zugänglich sind. Ebenso leichtfertig gibt Gangloff „Erfolgsmeldungen“ der Unternehmen Premiere und EM-TV wieder, die ich selbst in der Financial Times Deutschland schon kritischer kommentiert gefunden habe.