Schöne Aussichten!

Trotz steigender Besucherzahl betreibt CinemaxX Tarifabbau

Die Kinokette CinemaxX scheint die schwere Branchenkrise der vergangenen Jahre überwunden zu haben. Beim Konzernergebnis würden für das Gesamtjahr 2004 „leichte Verluste, vielleicht eine schwarze Null“ erwartet, heißt es. Auch expandieren wolle man wieder. Eine angemessene Bezahlung der Beschäftigten wird jedoch verweigert.

Der Hamburger Kinobetreiber CinemaxX hofft im kommenden Jahr wieder auf positive Ergebnisse aufgrund geringerer Mietkosten und mehr Zuschauer im ersten Halbjahr 2004, so Vorstandschef Hans-Joachim Flebbe. Die Besucherzahl habe sich dank eines „Blockbuster-Booms“ im Frühsommer um 4,3 Prozent auf etwa 9,5 Millionen erhöht, sagte er gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Das Ergebnis von Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) war mit 600.000 Euro wieder leicht positiv nach einem Minus von 1,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Beim Betriebsergebnis steht aber noch ein Fehlbetrag von 2,1 Millionen Euro in diesem Jahr in den Büchern. Für eine schwarze Null im Jahr 2004 sei jedoch Voraussetzung, dass potenzielle Kassenknüller wie der neue Bernd-Eichinger-Film „Der Untergang“ und der Zeichentrickfilm „The Incredibles“ gut besucht würden.

Gestärkt wird der selbsternannte Marktführer – Betreiber von 35 Großkinos in Deutschland – außerdem durch den Einstieg der Tele-München-Gruppe von Herbert Kloiber, der das Unternehmen entschuldet hat und größter Aktionär der Kinokette werden will.

Tarifloser Zustand ausgenutzt

Unverständlich ist es angesichts dieser Aussichten, dass CinemaxX kompromisslosen Abbau von Tarifrechten und Löhnen betreibt. Und hier geht es nicht, wie immer wieder fälschlich kolportiert wird, um überhöhte und unangemessene Forderungen der Beschäftigten an der Seite ihrer Gewerkschaft. Eine angemessene Bezahlung und keine weiteren Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen – dafür haben seit Monaten CinemaxX-Beschäftigte gestritten.

Bundesweit kam es zu 75 Aktionen. Aber auch die fünfte Verhandlungsrunde Ende August führte zu keinem Ergebnis. CinemaxX will den Lohn für Beschäftigte mit Tarifansprüchen bis mindestens 2006 einfrieren. Alle ab dem 1. Februar 2004 eingestellten Kolleginnen und Kollegen sollen zu wesentlich niedrigeren Löhnen und verschärften Arbeitsbedingungen arbeiten. Dabei wird der derzeit tariflose Zustand ausgenutzt. Alle Angebote von ver.di innerhalb eines zu verhandelnden Zeitraums ein einheitliches Tarifgefüge wieder herzustellen und angemessene Lohnerhöhungen für alle zu vereinbaren, weisen die Unternehmensvertreter zurück.

Verschärfend kommt hinzu, dass CinemaxX in der letzten Verhandlung hinter vorherige Positionen zurückfällt. So werden Vorbedingungen für einen Tarifvertrag gestellt. Danach soll die Quote für befristet Beschäftigte im Betrieb erhöht, der uneingeschränkte Bereichswechsel für Servicekräfte innerhalb einer Schicht überall Praxis werden. Die Mindestschichtlänge würde man gern auf drei Stunden und individuell sogar noch weniger kürzen.

„Nach diesen Vorstellungen wird letztlich der Großteil der CinemaxX-Beschäftigten lohnmäßig auf ein Abstellgleis geschoben, wo das Einkommen in Zukunft immer weniger wert sein wird (die gegenwärtige Inflationsrate liegt bei knapp 2 %) und der übrige Tarifstandard zusätzlich verschlechtert wird. Neubeschäftigte kommen auf ein zweites Gleis, wo die Löhne um 12 % niedriger sind, keine sonstigen Tarif- und Sozialleistungen gelten“, so ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel. Das sei mit ver.di nicht zu machen.

Teilzeiter im Abseits

Die ver.di-Verhandlungskommission hat – auch vor dem Hintergrund, dass durch kürzere Einsatzzeiten das Einkommen bei Teilzeitern in den letzten Jahren verringert wurde – ihre berechtigten Forderungen (siehe Kasten) bekräftigt. Ein weiterer Verhandlungstermin stand bis zum Andruck von M noch nicht fest.

Forderungen von ver.di

Die bisherigen Tarifverträge sollen mit folgenden Änderungen wieder in Kraft gesetzt werden (die ersten drei Punkte sind überwiegend kostenneutral):

  • Förderung einer betrieblichen Altersversorgung mit 10 % Zuschuss auf die zum Aufbau einer Privatrente umgewandelten Beträge.
  • Unbezahlter Urlaub bis zu 6 Monaten für Studienpraktika etc.
  • Komplette Einbeziehung der Betriebsleitungs-AssistentInnen in die Tarifleistungen, wie die Nacht- und Mehrarbeitszuschläge, und ein Mindestgehalt von 2.000 Euro.
  • Die Stundenlöhne sollen um 25 Cent sofort erhöht werden.
  • Danach Lohnerhöhung um 2,5 % ab Januar 2005.
  • Die Niedrigstlöhne von 6,50 Euro werden bis 2005 abgeschafft und alle Neueingestellten gleichberechtigt in den Tarifvertrag integriert.
nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

ARD: Durchbruch in Tarifrunde

In dem seit Januar andauernden Tarifkonflikt in ARD-Rundfunkanstalten gibt es erste Verhandlungsergebnisse. Zum Wochenende hin konnte am Freitag (15. November) ein Ergebnis im SWR erreicht werden. Für ver.di ist das ausschlaggebende Ergebnis, dass neben sechs Prozent Tariferhöhungen in zwei Stufen über eine Laufzeit von 25 Monaten auch eine für mittlere und niedrige Tarifgruppen stärker wirkende jährliche Sonderzahlung so stark erhöht wurde, dass es nachhaltige Tarifsteigerungen zwischen sechs und über zehn Prozent gibt.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

rbb-Intendantin blockiert Tarifeinigung

ver.di ruft die Beschäftigten des rbb ab dem 30. Oktober 2024 zu einem dreitägigen Warnstreik auf. Grund ist die Weigerung der Intendantin Ulrike Demmer, den seit dem Frühjahr ausgehandelten Beendigungsschutz-Tarifvertrag für freie Beschäftigte im Programm zu unterzeichnen und in Kraft zu setzen. Dabei hat auch der Verwaltungsrat dem Tarifvertrag schon seit Monaten zugestimmt.
mehr »

Warnstreik bei der Süddeutschen Zeitung

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde am 25. Juli 2024 hatten die Verhandler*innen des Zeitungsverlegerverbandes BDZV der dju in ver.di ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Gehalten haben sie das Versprechen nicht. Konkrete Zahlen zur Tariferhöhung blieb der BDZV schuldig. Stattdessen stellte er Gegenforderungen zum Nachteil der Zeitungsredakteur*innen. Heute streikten dagegen über 100 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung. In Nürnberg gab es eine Aktive Mittagspause vor dem Verlag Nürnberger Presse.
mehr »