Aktion für Abdulghani Memetemin, China

Neun Jahre Haft für im Ausland erschienene Artikel

Mit jeder Information und mit allen Artikeln, die Abdulghani Memetemin außer Landes schickte, riskierte er seine Festnahme. Und doch ließ sich der 40-jährige Lehrer und Journalist nicht einschüchtern, denn an eine Veröffentlichung im eigenen Land war überhaupt nicht zu denken. Memetemin ist Uigure und lebt in der chinesischen Provinz Xinjiang.

Amnesty International
Amnesty International

Die meisten Uiguren sind Muslime, und viele von ihnen setzen sich für die Unabhängigkeit ihrer Provinz ein – einige nicht immer gewaltlos. In den Augen der chinesischen Behörden macht das alle Bewohner der Region zu Separatisten und Terroristen. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA verstärkte die Führung in Peking ihr repressives Vorgehen gegen die Uiguren und bezeichnet das als ihren Beitrag zum weltweiten Krieg gegen den Terror. Mit öffentlicher internationaler Kritik muss sie heute kaum noch rechnen.

Abdulghani Memetemin wollte das Schweigen nicht hinnehmen und durchbrach die Informationssperre. Er schrieb Artikel über Menschenrechtsverletzungen, über uigurische Bauern, die unbezahlt für staatliche Projekte arbeiten mussten, über Einschränkungen bei der Ausübung des islamischen Glaubens und über die Unterdrückung von Medien und Meinungen. Seine Beiträge schickte er nach Deutschland, zum „Informationszentrum Osttürkistan“, einer nichtstaatlichen uigurischen Exilorganisation. Das wurde ihm schließlich zum Verhängnis: Am 26. Juli 2002 wurde er festgenommen und knapp ein Jahr später vom Mittleren Volksgericht in Kaschgar zu neun Jahren Haft verurteilt. Der Anklagepunkt lautete „Weitergabe von Staatsgeheimnissen an eine Organisation im Ausland“, was kaum den eigentlichen Vorwurf kaschiert: das Publizieren von unbequemen Wahrheiten. Vor seiner Verurteilung hatte Abdulghani Memetemin offenbar weder Kontakt zu einem Rechtsbeistand noch zu seiner Familie.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den Regierungschef des Autonomen Uigurischen Gebiets Xinjiang, und fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung von Abdulghani Memetemin sowie Meinungs- und Informationsfreiheit in der Provinz. Schreiben Sie in gutem Chinesisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Ismail Tiliwaldi Zhuxi
Xinjiang Weiwuer Zizhiqu Renmin Zhengfu
2 Zhongshanlu
Wulumuqishi 830041
Xinjiang Weiwuer Zizhiqu
VOLKSREPUBLIK CHINA

Schicken Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
Kanzlei der Botschaft der Volksrepublik China
S. E. Herrn Ma Canrong, Märkisches Ufer 54
10179 Berlin,
Telefax: (030) 27 58 82 21
E-Mail:

Harald Gesterkamp

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »

Junger Journalismus: Lernen, vernetzen und schützen

Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu, online wie auf der Straße. Umso wichtiger, Pressefreiheit nicht nur als Prinzip zu verstehen, sondern sie im Alltag zu verteidigen. Mit diesem Anspruch lud die Jugendpresse Deutschland Anfang November rund 80 junge Medieninteressierte nach Dresden ein. Bei der „YouMeCon kompakt“ ging es um journalistisches Handwerk, Verantwortung und darum, wie man Menschen schützt, die berichten.
mehr »

Mexiko: Stipendium als Wendepunkt

Mit einem Stipendium kam die Journalistin Vania Pigeonutt vor drei Jahren nach Berlin. Kurz vor dem Burn-Out, als eine Art hyperventilierendes Nervenbündel, traf die Mexikanerin aus dem Bundesstaat Guerrero bei Reporter ohne Grenzen ein. Heute hilft sie Kolleg*innen aus anderen Ländern, aber auch aus Mexiko, beim Start in einen neuen Alltag.
mehr »