Wie der neue BBC-Generaldirektor Greg Dyke die BBC auf Kurs 2000 bringt
Die Trendwende an der Spitze der britischen Rundfunk- und Fernsehgesellschaft BBC war schon in seiner Antrittsrede vor rund 400 ausgesuchten BBC-Mitarbeitern aller Bereiche spürbar. Der bisherige Boss des privaten Medienkonzerns Pearson TV begrüßte diese kurz und knapp: „Hallo, ich bin Greg Dyke. Meine Mitarbeiter nennen mich Greg!“.
Die „Sir John“-Zeiten seines Vorgänges Sir John Birt waren damit eindeutig vorbei. Dieser hat sich bei vielen BBC-Mitarbeitern dadurch beliebt gemacht, dass er intern den Wettbewerb einführte, Abteilungen zwang, finanziell untereinander abzurechnen und schließlich einen riesigen Management-Beraterstab installierte, der alt- und junggedienten BBC-Leuten plötzlich meinte sagen zu müssen, wie man Radio und TV am besten macht.
Der 1947 geborene Greg Dyke hat sehr schnell kapiert, woran es bei der BBC hapert. Gleich nach seiner Ernennung reiste er in die britischen Regionen, um dort die BBC-Gefühlslage zu erkunden. In Glasgow erfuhr er hautnah, dass sich Schotten wie BBC Scotland sehnlichst eine „Scottish Six“ wünschten, also eine eigene 18-Uhr-TV-Nachrichtensendung nur für Schottland. Das neue Nationalbewusstsein durch das neue Scottish-Parliament macht sich auch in der BBC bemerkbar. Bislang darf Schottland nur nach den Londoner Kollegen oder als „Fenster“ der hehren Londoner Sendung auf den Bildschirm.
Nach vier Wochen in Amt und Würden hat Greg Dyke jetzt den umfassendsten Struktur-Umbruch in der BBC-Geschichte initiiert. Zur Freude der 24000 BBC-Mitarbeiter hat Greg eine gesame Management-Ebene gestrichen, der engere Führungskreis wurde neu definiert und die Entscheidungs-Mitwirkung der untergeordneten Bereiche neu gegliedert. 1000 Mitarbeiter vor allem aus der Verwaltung werden ihre BBC-Job verlieren, der Anteil der Verwaltung am Gesamtbudget der BBC wird von derzeit 24 auf 15 Prozent in den nächsten fünf Jahren zurückgeführt.
Die durch die Entlassungen kurzfristig eingesparten 100 Mio Pfund, rd. 320 Mio Mark, gehen ausschließlich ins Programm. In den nächsten fünf Jahren werden durch die eingesparten Verwaltungs- und Managementstellen noch einmal pro Jahr 200 Mio Pfund, also 640 Mio Mark, eingespart, die ebenfalls ausschließlich in Radio- und TV-Programmvorhaben gehen. In Zukunft wird die BBC vom Director General Greg Dyke und einem Exekutiv-Komitee von 17 Direktoren geführt. Neun davon stammen aus Programmbereichen. Der Direktor der Nationen (Wales, Schottland, Nord-Irland) und (englischen) Regionen wird zukünftig im engsten Kreis der Führung vertreten sein. Die bisherigen BBC-Abteilungen werden von 190 auf 50 gekürzt, die bisherigen Direktorate Broadcast und Production werden ersatzlos gestrichen. Die BBC-Aushängeschilder BBC World, BBC News 24 und der BBC World-Service bleiben unangetastet. Dyke will die TV-Bereiche Drama und Unterhaltung zu neuen Höhen führen und im Sport (Greg Dyke ist nach wie vor Direktor des englischen Fußball-Erstligisten Manchester United) soll die BBC beim Kauf von Übertragungsrechten wieder die Nummer 1 werden. Das allein wird ein hartes Stück Arbeit, die Rechteverhandlungen für die Übertragung der englischen Fußballspiele liegen derzeit bei rund 7 Mrd. Mark ab der Saison 2001.
Die nächste Greg Dyke-Verkündigung zur BBC-Lage ist bereits avisiert. Ende August wid der BBC Director General beim Edinburg International Television Festival die Hauptrede halten. Dyke ist dafür bekannt, dass er unverblümt seine Meinung sagt, zudem ist er finanziell sehr unabhängig. Seine bisherige Karriere bei London Weekend Television und bei Pearson TV hat ihn zu einem zweistelligen Pfund-Millionär gemacht!!
Udo Seiwert-Fauti arbeitet in der schottischen Hauptstadt Edinburgh als freier Journalist/Reporter für ARD-Sender, deutsche Wirtschafts- und Medienzeitungen sowie für die BBC Scotland.