Für mehr Solidarität

Beth Costa aus Brasilien ist neue IJF-Generalsekretärin in Brüssel

Die Internationale Journalisten-Föderation (IJF) in Brüssel mit über 600.000 Mitgliedern in 125 Ländern hat eine neue Generalsekretärin: Die Journalistin und Gewerkschaftsaktivistin Beth Costa aus Brasilien. Sie löst Aidan White ab, der dieses Amt 25 Jahre lang inne hatte. Beth Costa arbeitete 20 Jahre lang als Fernsehjournalistin in Rio de Janeiro und Sao Paulo. Von 1998 bis 2004 war sie Präsidentin der brasilianischen Journalistengewerkschaft FENAJ. Internationale Erfahrung sammelte sie unter anderem von 2001 bis 2004 als Mitglied des IJF Executive Committee. Unser IJF-Vertreter Wolfgang Mayer, der letztes Jahr ins Administrative Committee als höchstes politisches Organ der IJF gewählt wurde, sprach mit der neuen Generalsekretärin.

M | Wie bist Du zum Journalismus gekommen?

BETH COSTA | Ursprünglich wollte ich einmal Lehrerin werden. Eher zufällig bekam ich eine Stelle in einer Redaktion. Es war wie ein Virus, der mich nicht mehr losließ. Ich verstand, wie wichtig es ist, Informationen kritisch zu hinterfragen und aufzubereiten. Mein Chef meinte: Du begreifst, was wichtig ist. Das hat mich darin bestätigt, dass ich am richtigen Platz bin.

M | Was willst Du in Deiner neuen Funktion bewirken?

COSTA | Die Medienwelt ist im Umbruch, der Druck auf die Journalistinnen und Journalisten nimmt überall rasant zu, oft ist sogar ihr Leben in Gefahr. Wir müssen uns mehr denn je überall organisieren und Solidarität herstellen. Das ist eine enorme Herausforderung. Damit muss auch ein Wandel bei der IJF einhergehen. In diesem Prozess müssen die Journalistenorganisationen und die einzelnen Regionen gestärkt werden. Als Generalsekretärin habe ich als Teil einer kollektiven Führung mit dafür zu sorgen, dass dieser Wandel vorangetrieben wird. Das ist eine Dienstleistung. Die IJF muss die globale Stimme der Journalistinnen und Journalisten zur Durchsetzung ihrer sozialen und professionellen Anliegen sein. Dabei gibt es durchaus kulturelle Unterschiede. Am Ende müssen aber alle das Gefühl haben, Teil einer solidarischen Familie zu sein.

M | Die Regionen stärken: Welche Rolle spielt dabei Europa?

COSTA | Europa wird immer eine wichtige Rolle spielen. Hier werden Modelle für alle Regionen geschaffen, von hier kommen Wissen, Kompetenz und Vorbilder im gewerkschaftlichen Kampf. Europa ist die Lehrstätte dafür.

M | Eine Frau an der Spitze des IJF-Sekretariats ist auch etwas Neues …

COSTA | Vielleicht ist das ein Signal. Ich weiß, es wird für mich nicht einfach sein. Aber ich habe gelernt, zu kämpfen – das müssen Frauen leider immer noch mehr als Männer.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

krassmedial: Diskurse gestalten

Besonders auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Telegram verbreiten sich rechtsextreme Narrative, die zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Wie Journalist*innen dem entgegen wirken und antidemokratische Diskursräume zurückgewinnen können, diskutierten und erprobten etwa 70 Teilnehmende der diesjährigen #krassmedial-Sommerakademie von ver.di am Wochenende in Berlin-Wannsee.
mehr »

Fußball-EM: Eine Halbzeitbilanz

Spätestens seit dem Gruppensieg der deutschen Nationalelf wechselte die Stimmung im Lande von Skepsis zu Optimismus. Ausgedrückt in Zahlen: Vor dem Start des Turniers trauten gerade mal sieben Prozent der Mannschaft den Titelgewinn zu, nach drei Partien stieg dieser Wert auf 36 Prozent. Entsprechend wuchs auch das Interesse an den TV-Übertragungen.
mehr »

Medien machen in unruhigen Zeiten

Die diesjährige #krassmedial-Sommerakademie von ver.di widmet sich der Frage, wie Medien der gesellschaftlichen Polarisierung entgegenwirken können. Das Fortbildungsangebot für Journalist*innen findet am 6. und 7. Juli 2024 in der ver.di-Bildungsstätte Clara Sahlberg am Berliner Wannsee statt. In Workshops und auf Panels stehen 14 Referent*innen an den zwei Tagen zum Fachaustausch, Kompetenzerweiterung und Diskussionen bereit.
mehr »