Digitale Streetworker auf dem Datenhighway

Die ver.di-Gewerkschaften positionieren sich in der New Economy

Etwa 120 Betriebsräte und Beschäftigte aus Datenverarbeitung, Informationstechnologie, Telekommunikation und Multimedia-Agenturen waren Mitte Oktober nach Bonn in den alten Plenarsaal des deutschen Bundestags gekommen, um der Frage „New Economy als Jobmaschine?“ nachzugehen. Mit der zweitägigen Veranstaltung stellte sich das Projekt T.I.M. der ver.di-Gewerkschaften vor und gleichzeitig solle ver.di in der Branche als kompetente Interessenvertretung positioniert werden. T.I.M. steht für Telekommunikation, Information und Medien.

In seiner Eröffnungsrede sagte der Staatsminister im Bundeskanzleramt, Hans Martin Bury, in Betrieben der New Economy gründeten Beschäftigte keinen Betriebsrat, sondern beteiligten sich am Unternehmen und verstünden sich als Miteigentümer: „Nur acht der 50 Unternehmen des NEMAX 50 haben einen Betriebsrat“. Michael Sommer, Vizechef der Postgewerkschaft, sagte, nur mit klassische Tarifpolitik richteten die Gewerkschaften in der neuen Branche nichts aus: „Die Beschäftigten brauchen eine Art Begleitung durchs Berufsleben, die jeweils auf ihre Situation zugeschnitten ist“. Der IG-Medien-Chef Detlef Hensche machte deutlich, dass es in der Branche nicht nur Gewinner gebe; deshalb gelte das Augenmerk der Gewerkschafter den „Menschen im Unterdeck“.

T.I.M.-Büros gibt es derzeit an den Standorten Düsseldorf, Frankfurt/Main und Hamburg. Mit sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollen in der Branche „erste Duftmarken“ gesetzt werden. Die Gewerkschaftsangestellten heißen nicht mehr Sekretäre, sondern Projekt-Manager; eine davon ist Meike Jäger (Hamburg), die sich als „eine Art digitale Streetworkerin auf dem Datenhighway“ versteht. Mit Beratungs- und Betreuungsangeboten will man sich in den nächsten Monaten den Beschäftigten rund um die neuen Medien vorstellen (ein ausführlicher Bericht zu T.I.M. ist im IG-Medien-Forum 8-9/2000 nachzulesen).


New Economy im Internet:

www.tim-online.net, Arbeitskreis Pixel und Bits der IG Medien Hamburg

www.pixelundbits.de, Förderkreis Multimedia, ein Zusammenschluss Hamburger Medienunternehmen www.hamburg-newmedia.net.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie ethisch kann KI berichten?

Ein ethischer Kompass ist angesichts zunehmender Desinformation immer wichtiger – für Journalist*innen, aber auch Mediennutzende. Positivbeispiele einer wertebewussten Berichterstattung wurden jüngst zum 20. Mal mit dem Medienethik Award, kurz META, ausgezeichnet. Eine Jury aus Studierenden der Stuttgarter Hochschule der Medien HdM vergab den Preis diesmal für zwei Beiträge zum Thema „Roboter“: Ein Radiostück zu Maschinen und Empathie und einen Fernsehfilm zu KI im Krieg.
mehr »

VR-Formate im Dokumentarfilm

Mit klassischen Dokumentationen ein junges Publikum zu erreichen, das ist nicht einfach. Mit welchen Ideen es aber dennoch gelingen kann, das stand auf der Sunny Side of the Doc in La Rochelle im Fokus. Beim internationalen Treffen der Dokumentarfilmbranche ging es diesmal auch um neue Erzählformen des Genres wie Virtual Reality (VR).
mehr »

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

krassmedial: Diskurse gestalten

Besonders auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Telegram verbreiten sich rechtsextreme Narrative, die zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Wie Journalist*innen dem entgegen wirken und antidemokratische Diskursräume zurückgewinnen können, diskutierten und erprobten etwa 70 Teilnehmende der diesjährigen #krassmedial-Sommerakademie von ver.di am Wochenende in Berlin-Wannsee.
mehr »