Faire Verträge und Vergütungen für Urheber und darstellende Künstler in Europa standen im Mittelpunkt der Creators Conference 2016 am 31. Mai in Brüssel. Auch Andrus Ansip, Vizepräsident der EU-Kommission, versicherte den Kreativen in seiner Rede, die Kommission werde „die Vertragsbedingungen für die Vergütungen der Urheber und ob sie einen fairen Anteil erhalten an dem Wert, den sie erzeugen, näher betrachten müssen”. Im Residence Palace in Brüssel trafen sich über 200 Schriftsteller, Komponisten, Regisseure, Journalisten, Literaturübersetzer, Film- und TV-Direktoren, Texter und Drehbuchautoren aus ganz Europa.
Veranstaltet wurde die Konferenz mit Panels, Interviews und Reden von prominenten Künstlern, Experten und politischen Entscheidungsträgern von der Authors’ Group, in der die Europäische Komponisten- und Songwriter-Allianz (ECSA), die Europäische Journalisten-Föderation (EJF), der Europäische Schriftstellerkongress (EWC), die Föderation der Europäischen Filmdirektoren (FERA) und der Verband der Drehbuchautoren in Europa (FSE) zusammenarbeiten.
Konkreter, wann und wie das Thema faire Vergütungen und Verträge von der Kommission aufgegriffen werde, wurde Ansip aber auch auf Nachfragen nicht. Dies sei eine von mehreren Maßnahmen aus der Mitteilung der Europäischen Kommission „Auf dem Weg zu einem modernen, europäischen Urheberrechtsrahmen”, die alle nach und nach angegangen würden. Die Authors’ Group nutzte die Chance, ihre gemeinsame Erklärung zur „Notwendigkeit fairer Verträge für Kreative” an Ansip zu überreichen. „Wir beobachten mit großer Sorge das anhaltende Ungleichgewicht zwischen den Parteien bei der Verhandlung von Urheberrechtsverträgen“, heißt es in der Erklärung. Dies gehe bei Verhandlungen über die Vergütung und den gerechten Anteil an der Nutzung ihrer Werke zu Lasten der Urheber_innen. Deshalb fordert die Authors’ Group die Europäische Kommission auf, die Empfehlungen der EU-Studie über die Vergütung von Urheber_innen und Interpret_innen für die Nutzung ihrer Werke und die Aufzeichnung ihrer Darbietungen vom Juli 2015 umzusetzen, und „transparente und faire Vergütungsregelungen für Urheber_innen in der gesamten EU zu harmonisieren“.
In seiner Rede betonte Vizepräsident Ansip, dass es ein Hauptziel der digitalen Binnenmarktstrategie sei, „die Einschränkungen und Hindernisse zu beseitigen, die den vollständigen Online-Zugang zu Europas großem, grenzüberschreitendem Markt verhindern.” So seien die grenzüberschreitende Portabilität von Online-Inhalten und der Vorschlag für eine Verordnung gegen „nicht gerechtfertigtes Geoblocking” nur ein erster Schritt. Für ihn sei klar, dass später auch der grenzüberschreitende Online-Zugang für Musik und E-Books kommen werde.
Die Vorlagen der EU-Kommission zur geplanten Urheberrechtsreform kündigte Andrus Ansip für Oktober 2016 an. Diese war auch Thema von Maria Martin Pratt, Leiterin der Copyright Unit in der EU-Generaldirektion CONNECT. Wenn die Kreativen auf die Themen und Entscheidungen Einfluss nehmen wollen, sollten sie sich auch an ihre nationalen Regierungen wenden.