Bei der Berufsausübung getötet

Internationales Treffen zur Sicherheit von Journalisten

Mehr als 100 Journalistinnen und Journalisten sind von Anfang bis Ende Oktober dieses Jahres in Ausübung ihres Berufes getötet worden. Um diese schockierende Zahl rankte sich ein internationales Gipfeltreffen zum Thema Sicherheit für Journalisten in Nürnberg. Das Exekutivkomitee der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) hatte dazu auch Vertreter/-innen weiterer Organisationen eingeladen.


IJF„Die Menschen haben überall ein Recht auf unzensierte Informationen, und die Pressefreiheit ist ein wichtiges Menschenrecht“, erklärte IJF-Präsident Jim Boumelha. Doch manchen gefalle nicht, was Journalistinnen und Journalisten berichteten. Sie würden ausgeschaltet und allzu oft sogar getötet.
Die Zahl der Opfer steigt von Jahr zu Jahr. 2010 wurden nach den Erkenntnissen der IJF 94 Medienschaffende getötet, 2011 waren es 106. Die gefährlichste Region für Medienvertreter waren 2011 der Mittlere Osten und die Arabische Welt mit 32 Toten. Im Irak, in Pakistan und in Mexiko waren es je elf Opfer. Den traurigen Spitzenplatz hält Somalia mit 16 toten Journalisten seit Januar.
„Das Leben von Kameraleuten und Fahrern sowie anderen Beschäftigten in den Medien ist ebenfalls oft gefährdet“, beklagte Beth Costa, die Generalsekretärin der IJF. Ihre Beobachtung: „Manche Fälle erwecken Aufmerksamkeit, aber die meisten werden nur zu einem weiteren Strich in der Statistik.“
Dagegen hilft Transparenz. So erläuterte Dorothea Krimitsas, Vizepräsidentin des Internationalen Roten Kreuzes, eine von ihrer Organisation angebotene Hotline für bedrohte oder attackierte Medienschaffende: www.icrc.org/eng/resources/documents/interview/2012/protection-journalists-interview-2012-05-02.htm
Die Tagungsteilnehmer waren sich einig: Es beeindruckt Täter oder Regierungen am ehesten, wenn Attacken bekannt gemacht werden. Aber auch Möglichkeiten für ein individuelles Sicherheitstraining wurden bei der Tagung diskutiert. Außerdem dürfen die Journalistengewerkschaften in aller Welt in Zukunft auf mehr Service seitens ihrer Dachorganisation hoffen. Ein Papier, in dem IJF-Schatzmeister Wolfgang Mayer die Finanzierbarkeit dieses Vorhabens aufzeigte, fand die Zustimmung des Exekutivkomitees.

 

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