Der Publizist Eckart Spoo, Bundesvorsitzender der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) von 1970 bis 1986, vollendet am 19. Dezember 2016 sein 80. Lebensjahr. Der Spiritus Rector und Mitherausgeber der Zeitschrift Ossietzky (www.ossietzky.net) kann auf ein beeindruckendes publizistisch-politisches Lebenswerk zurückblicken.
Eckart Spoo starb am 15. Dezember, vier Tage vor seinem Geburtstag, nach dem Druck der M. Die dju in ver.di trauert: „Seine Stimme wird uns fehlen.“ (Online-Red. 20.12.2016)
Die siebziger und achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren in Westdeutschland geprägt von einer gesellschaftspolitischen Aufbruchsstimmung, die sich auch aus der heute so genannten 68er-Bewegung heraus entwickelt hatte. Die „68-er” traten ihren „Marsch durch die Institutionen” an, der für viele gleichwohl in eine stinknormale bürgerliche Karriere mündete. Aber zu „68” gehörte auch, dass eine neue Generation von Journalistinnen und Journalisten neue Vorstellungen von der eigenen beruflichen Rolle und der Notwendigkeit gewerkschaftlicher Organisation entwickelte.
Der junge Journalist Eckart Spoo hatte auf die Studentenbewegung nicht warten müssen. Geboren und aufgewachsen in Mönchengladbach, hatte er als Kind den von Nazi-Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieg bewusst erleben müssen, was schon früh seine Haltung gegen Krieg und Faschismus und für Frieden, Aufklärung und Pressefreiheit geprägt hatte.
Er wurde Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre aktiv im „Kampf dem Atomtod”, in der Ostermarschbewegung und in der Deutschen Friedensunion. Der Vater hatte bei Leningrad den „Heldentod” gefunden. Als Journalist wollte der Sohn „aufklären” und „dazu beitragen, dass die Menschen die Wahrheit erfahren.”
Im Jahre 1962 hatte er bei der „Frankfurter Rundschau“ (FR) als Lokalreporter beginnen können. 1964 trat er der IG Druck und Papier und ihrer Berufsgruppe dju bei, 1970 wählten ihn seine Berufskolleginnen und -kollegen zum – ehrenamtlichen – dju-Bundesvorsitzenden. Und auch wenn die FR damals als die führende linksstehende überregionale Zeitung galt, versuchte der Verlag im Folgejahr – allerdings vergeblich –, den kritischen Geist wegen seines gewerkschaftlichen und publizistischen Engagements zu entlassen. In den folgenden Jahren nahm die dju mit Eckart Spoo an der Spitze organisationspolitisch einen gewaltigen Aufschwung und konnte große, vor allem tarifpolitische Erfolge feiern, wenn auch viele Blütenträume nicht reiften – zum Beispiel das Ziel einer systematischen Etablierung publizistischer Mitbestimmungsrechte der Redakteur_innen in den privatwirtschaftlich organisierten Printmedien. Auch heftige innergewerkschaftliche Konflikte blieben nicht aus. 16 Jahre amtierte Eckart Spoo als dju-Bundesvorsitzender. Bis 1997 berichtete er als FR-Korrespondent aus München und Hannover. Daneben machte er sich einen Namen als Autor und Herausgeber einer Fülle von politischen Büchern.
Nach seinem Ausscheiden aus den Diensten der „Frankfurter Rundschau“ 1997 gründete er mit anderen zusammen die „Zweiwochenschrift für Politik / Kultur / Wirtschaft” namens „Ossietzky“, an der er bis heute mitwirkt. Im gleichen Jahr initiierte er den „Grundrechte-Report” (www.grundrechte-report.de) von sieben Bürgerrechtsorganisationen, der seitdem alljährlich als alternativer Verfassungsschutz-Bericht erscheint.
Seit 1960 ist der Publizist verheiratet mit Lydia Spoo, die er ein Jahr zuvor bei den Weltjugendfestspielen in Wien kennengelernt hatte. Die kaufmännische Angestellte war ebenfalls aktive Gewerkschafterin und viele Jahre Betriebsratsvorsitzende in einem hannoverschen Chemiebetrieb. Sohn David Spoo arbeitet wie sein Vater als Journalist. Tochter Sibylle Spoo ist als Juristin Gewerkschaftssekretärin bei ver.di.