Wer Peanuts verlangt, wird wie ein Affe behandelt
Wie optimiert man seine Einnahmen durchs bloggen? Welche Inhalte eignen sich für die Suchmaschine? Wie kann man mit dem Lokalangebot seine Erfolge optimieren? Wer Geld verdienen möchte, muss sich um viele andere Themen kümmern als nur um guten Journalismus. Und trotzdem gibt es oft nur Peanuts. Das ist der Lernerfolg beim Regionaltag Dortmund, veranstaltet von der nordrhein-westfälischen LfM-Stiftung für Lokaljournalismus, vorOrt.NRW.
„Wenn ihr meint, so werdet ihr reich mit dem Internet, dann muss ich Euch leider enttäuschen“ halten Karsten Lohmeyer und Stephan Goldmann zu Beginn die Erwartungen niedrig. Die beiden Münchener Journalisten und Teilzeitblogger stellen ihre Rezepte zum Geldverdienen im Internet vor.
15 Teilnehmer_innen von regionalen Blogs im Ruhrgebiet sind gekommen, um sich gute Konzepte abzugucken. Nach einer kurzen Umfrage ist klar: Keiner von ihnen verdient mehr als die Serverkosten. Nicht einmal die Vorzeigeseite aus der Region, die „Nordstadtblogger“. Der supra-lokale Nachrichtenblock in Dortmund war 2014 von Journalisten gegründet worden, die ihren Job bei der Schließung der traditionsreichen Regionalzeitung „Westfälische Rundschau“ verloren hatten.
Werbung deckt nur die Kosten
Auch dort wird nicht mehr Geld verdient, als die Serverkosten wieder auffressen. „Aber wir verdienen Geld mit den Spin-offs“ sagt Alexander Völkel. Gerade ist eine gedruckte Zeitung erschienen, die über gedruckte Werbung ihre Kosten wieder eingespielt hat. Möglich wurde das mit Hilfe eines örtlichen Nachbarschaftsvereins, der sozusagen die Verlegerfunktion übernommen hat. Die Blogger haben dafür im Gegenzug ihre journalistischen Leistungen gegen Honorar in Rechnung gestellt.
Denn Geldverdienen mit Lokaljournalismus bedeutet für Journalist_innen viele Aufgaben zu übernehmen, die bislang die Verleger übernommen haben. Zudem kommen im Workshop auch viele rechtliche Probleme zur Sprache. Wer zu hohe gewerbliche Einnahmen hat, dem droht der Verlust der sozialen Absicherung über die KSK, die Künstlersozialkasse, die für die Sozialversicherung zahlt. Zudem verliert er die Möglichkeit, den reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7% anzusetzen. Auch weitere Vorschriften wie ein strikter Datenschutz und Impressumspflicht sind dann zu beachten, sonst drohen Abmahnungen oder Klagen.
Kein Medium gründen, sondern Community schaffen
Und Geldverdienen bedeutet auch zusätzliche Aufgaben, erklären Lohmeyer und Goldmann. Damit das klappt, sollte man kein Medium gründen, sondern sich eine Community aufbauen. Die ist dann vielleicht auch bereit, Geld für ein Abo oder für Spenden auszugeben. Gleichzeitig sorgt sie für kostenlose Werbung durch das Weiterverbreiten über Social Media.
Um dort Erfolg zu haben, sagen die Referenten, muss man die richtigen Themen haben. Für Retweets und Likes braucht man Inhalte, die Emotionen auslösen, weiß ein Ruhrpottblogger: Wut, Trauer, Anteilnahme, Freude. Also muss man die Themen danach planen. Und die Inhalte müssen von Suchmaschinen gefunden werden. SEO (Search Engine Optimization, Anm.d.Red.) – Suchmaschinenoptimierung ist dafür das Stichwort. „Schreibt doch mal was über Urlaub und Reisen. Das wird dauerhaft gesucht“, ist einer der Ratschläge. Und Überschriften, die neugierig machen und zum Klicken verleiten, ein anderer.
Durch solche Maßnahmen lassen sich klassische Einnahmen wie Werbung als Banner, als Grafik im Text oder als Vermittlungsprovisionen bei Versandhändlern wie Amazon erzielen, berichten die Referenten. Oder man wird interessanter für Agenturen, die fertige, gesponserte Beiträge anbieten. Dafür gibt es 100 bis 300 Euro pro Veröffentlichung im eigenen Blog – allerdings auch einen zweifelhaften Ruf als käuflicher Journalist bei den Leser_innen, so die Sorge der Teilnehmer_innen. Und am Ende sei das alles nur Kleingeld, von dem kein Journalist leben kann.
Ein Journalist hat es auch mit Crowdfunding versucht. 1.800 Euro nahm er darüber ein und konnte eine Recherchereise finanzieren. Aber der Arbeitsaufwand war beträchtlich: zwei bis drei Tage allein für das Crowdfunding. Erst danach fing die eigentliche Arbeit auf der Reise und für die Verarbeitung zu einem Bericht an. Crowdfundig funktioniert vor allem bei Journalist_innen, die schon persönlich sehr bekannt sind und treue Anhänger_innen haben.
Dauerhaft monatlich gutes Geld
„Das einzige Portal, das mit Paid Content wirklich Geld verdient, ist die Stiftung Warentest“, ist dann ein Fazit von Karsten Lohmeyer und Stephan Goldmann. Bei den beiden selbst hat es dann aber doch mit der Finanzierung geklappt. Nicht über Werbung. Sie haben eine schöne Präsentation ihrer schon gut laufenden Webseiten erstellt und sind in München damit zu Unternehmen gegangen. Am Ende sind sie mit Sponsoring-Verträgen nach Hause gekommen, die ein Zigfaches der bisherigen Werbeeinnahmen ausmachten: „Die mochten unsere Arbeit und zahlen dauerhaft monatlich gutes Geld.“