Aktion für Heshmatollah Tabarzadi, Iran

Iranischem Journalisten droht die Todesstrafe

„Sollte die Regierung weiterhin auf Gewalt setzen, könnte es im Iran erneut eine Revolution geben. Einer der Kontrahenten muss nachgeben. Und das wird die Regierung sein, nicht das Volk“. So hat es der Journalist Heshmatollah Tabarzadi am 17. Dezember 2009 im „Wall Street Journal“ formuliert. In einem Interview mit dem persischen Dienst von „Voice of America“ betonte er zudem, niemals zuvor solch machtvolle Demonstrationen erlebt zu haben wie die nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Iran. Die Teilnehmer rief er auf, ihre Proteste friedlich fortzusetzen.
Den iranischen Behörden ging das offenbar zu weit: Einige Tage später wurde Tabarzadi in seiner Wohnung in Teheran von Mitarbeitern des Geheimdienstes der Revolutionsgarden ohne gültigen Haftbefehl festgenommen. Die Geheimdienstler beschlagnahmten Computer, Faxgerät, Handy und Telefonbuch sowie Fotoalben und Videobänder. Tabarzadi wurde „Beleidigung des Religionsführers“, „Verunglimpfung der Islamischen Republik“ und „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ vorgeworfen. Mit seinem Rechtsanwalt hat er sich noch nicht beraten dürfen.
Der Journalist befindet sich seitdem im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran. Während der Verhöre mit verbundenen Augen wurde ihm mitgeteilt, dass er mit der Todesstrafe rechnen muss. Am 10. März konnte ihn seine Ehefrau im Gefängnis besuchen. Sie berichtete, er habe seit seiner Festnahme an Gewicht verloren, seine Haare seien ergraut.
Tabarzadi ist neben seiner Tätigkeit als Journalist auch Vorsitzender der verbotenen Oppositionspartei Demokratische Front des Iran, die im Jahr 2000 gegründet wurde und für ein säkulares und demokratisches Regierungssystem eintritt. Für seine Überzeugungen hat er schon mehr als acht Jahre in Gefängnissen verbracht.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an die iranischen Behörden und fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung von Heshmatollah Tabarzadi, weil er lediglich sein international garantiertes Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen hat.

Schreiben Sie auf Persisch, Englisch oder Deutsch an:
Oberste Justizbehörde Teherans
Mr Ali Reza Avaei
Karimkhan Zand Avenue
Sana’i Avenue, Corner of Ally 17, No 152
Tehran – IRAN
E-Mail: avaei@Dadgostary-tehran.ir

Senden Sie eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Islamischen Republik Iran
S.E. Herrn Alireza Sheikh Attar
Podbielskiallee 65–67
14195 Berlin
Fax: (030) 84 35 35 35
E-Mail: iran.botschaft@t-online.de

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »

Trump: Angriff auf kritische Medien

Donald Trump hat schon im Wahlkampf angekündigt, US-Medien, von denen er sich kritisiert und angegriffen sieht, auszuschalten, sollte er gewählt werden. Von welchen Möglichkeiten er dabei unter anderem Gebrauch machen kann, hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in einem Beitrag aufgeführt. Es zeigt sich: Trumps Drohungen sind alles andere als unrealistisch. Und sein Vorbild für diese sitzt in Europa.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »