Internationale Medien- und Meinungsmacher diskutieren auf der Zwillingsmesse IFRA World Publishing Expo & DCX Digital Content Expo vom 10. bis 12. Oktober in Berlin über die Perspektiven der Branche. Im Zentrum der Debatten steht die Frage, wie Print und Online in der digitalen Welt erfolgreich bestehen können. Welche neuen Produkte und Dienstleistungen braucht die Branche, damit sie ihre Inhalte beim Publikum besser monetarisieren kann? Für Michael Golden, Vice Chairman der New York Times Company, liegt der Schlüssel weiterhin in der journalistischen Qualität.
Neue Formen des Story Telling, so der neue Präsident des Weltverbands der Zeitungen und Nachrichtenmedien (WAN-IFRA) seien erforderlich, um das Interesse der Leser_innen zu treffen. Er propagierte die Notwendigkeit innovativer Plattformen, die den Verlagen helfen, besser auf die Bedürfnisse der Verbraucher einzugehen. Von Krise könne bei den Qualitätsmedien keine Rede sein. „Die New York Times erreicht ein größeres Publikum als je zuvor“, sagte er. Die Zahl ihrer Abos steige, nicht nur dank Donald Trump. Das liege vor allem an der konsequenten Umsetzung der Strategie „Digital first“. Besorgt zeigte sich der Verlagsmanager über den aktuellen Zustand der Pressefreiheit weltweit. „Immer weniger Menschen wachen in einem Land auf, in dem Meinungs- und Medienfreiheit garantiert werden“, sagte Golden.
Valdo Lehari, Geschäftsführer des Reutlinger General-Anzeigers, zugleich Vize-Präsident des BDZV sowie der European Publishers‘ Association (ENPA), forderte die Branche angesichts der strukturellen Veränderungen zu mehr Mut auf: „Egal ob Digital oder Print – wir müssen optimistisch sein!“ Er räumte große Disproportionen auf dem europäischen Markt ein. Während die Printmedien in Deutschland eine tägliche Reichweite von 60 Prozent hätten, komme in Portugal nur eine Zeitung auf neun Bürger. Das A und O der Branche bleibe nach wie vor die Suche nach validen digitalen Geschäftsmodellen. In der Auseinandersetzung mit den großen Internet-Unternehmen plädierte Lehari für mehr Selbstbewusstsein: „Google und Facebook haben keine Journalisten – für den Content sind immer noch wir verantwortlich.“ Lehari verwies auf die Keynote von BDZV-Präsident Mathias Döpfner (Axel Springer) am Morgen des ersten Kongresstages. Döpfner hatte die jüngsten Initiativen von Google und Facebook, bezahlpflichtige Inhalte besser vermarkten und enger mit den Verlagen kooperieren zu wollen, ausdrücklich begrüßt.
Weitere Keynote-Speaker auf dem Kongress sind Kevin Beatty (Daily Mail, UK), Jeff Jarvis (Internetguru und Autor von „What would Google do?“) sowie Vasily V. Gatov (Russian Publishers Guild). Zu den mehr als 100 Referenten zählen auch Vertreter innovativer Startups. Auf der parallel laufenden DCX Digital Content Expo stehen Strategie, Redaktion, Produktion, Verbreitung Monetarisierung und Werbung für digitalen Content im Fokus. Daneben geht es auch um den Umgang mit Fake News und Hasskommentaren, Künstliche Intelligenz für Medienmacher und Roboterjournalismus.