Gewerkschaften fordern mehr Schutz für Journalisten in Mexiko
Die Ermordung von Journalistinnen und Journalisten in aktuellen Krisengebieten wie Irak und Somalia sorgt weltweit für Aufsehen. Anderswo sind Kollegen und Kolleginnen jedoch ebenfalls massiven Angriffen ausgesetzt. Mexiko ist ein Beispiel dafür.
Zweimal wurde Paco R. krankenhausreif geprügelt, nachdem er korrupte Machenschaften von Politikern in der Provinz Guerrera beschrieb. Sein Gesicht zeigt heute noch Spuren der Überfälle, aber immerhin hat er überlebt. Und Paco lässt sich nicht unterkriegen. Der Journalist setzt sich aktiv für die Pressefreiheit in seiner Heimat Mexiko ein. Paco sagt: „Angst vor tätlichen Angriffen ist dafür keine Voraussetzung. Sie führt zu Selbstzensur”.
Eigentlich hat das Land in der Theorie ganz vernünftige Menschenrechtsgesetze. In der Hauptstadt nimmt eine Kolonne von „Ombudsmobilen” Beschwerden von Bürgern entgegen. Aber die nationalen Gesetze funktionieren außerhalb von Mexiko City nicht: Drogenbarone und korrupte Politiker gehen vor allem in der Provinz aggressiv gegen kritische Journalisten vor. Die Polizei vor Ort schaut weg. Nach einer offiziellen Statistik waren seit Anfang des Jahrzehnts 114 Kollegen in Mexiko Opfer von Angriffen. Einige überlebten sie nicht. 98 Prozent der Fälle bleiben unaufgeklärt. Und die Zahl von 114 ist nur die Spitze eines Eisbergs.
Eine Delegation der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) unter Leitung des dju-Kollegen Wolfgang Mayer hat als Auftakt zu einer nationalen Kampagne der mexikanischen Journalistengewerkschaft SNRP bei führenden Politikern des Landes größeren Schutz für Journalistinnen und Journalisten angemahnt. Insbesondere beim General-Staatsanwalt und bei der nationalen Kommission für Menschenrechte in der Hauptstadt stieß das Ansinnen auf Zustimmung. Kommissionspräsidentin Perla Gómez: „Wir müssen auf Prävention setzen”.
„Schluss mit der Gewalt gegen Journalisten” ist das Motto der gemeinsamen Kampagne von SNRP und IJF in Mexiko. Die Berichterstattung in den Medien des Landes darüber zeigt die breite Solidarität unter den Kollegen. Die SNRP wünscht sich auch die Einrichtung eines „Journalistenhauses” als Zufluchtsort für Verfolgte. Vorbildlich ist ein staatlicher Hilfsfonds für attackierte Journalisten, den es inzwischen in der Provinz Guerrera gibt. Guerrera gilt zusammen mit vier anderen der 31 Provinzen als besonders gefährliches Pflaster für Berichterstatter. Mexiko belegt auf der Liste von „Reporter ohne Grenzen” über Pressefreiheit Platz 153 von 180 Ländern.
wm