Schluss mit der Gewalt

Gewerkschaften fordern mehr Schutz für Journalisten in Mexiko

Die Ermordung von Journalistinnen und Journalisten in aktuellen Krisengebieten wie Irak und Somalia sorgt weltweit für Aufsehen. Anderswo sind Kollegen und Kolleginnen jedoch ebenfalls massiven Angriffen ausgesetzt. Mexiko ist ein Beispiel dafür.

Journalisten protestieren im Februar in Mexiko Stadt gegen die Ermordung ihres Kollegen Gregorio Jimenez und gegen die Tötung anderer Journalisten im Land. Foto: AP Photo / Marco Ugarte
Journalisten protestieren im
Februar in Mexiko Stadt gegen
die Ermordung ihres Kollegen
Gregorio Jimenez und gegen
die Tötung anderer Journalisten
im Land.
Foto: AP Photo / Marco Ugarte

Zweimal wurde Paco R. krankenhausreif geprügelt, nachdem er korrupte Machenschaften von Politikern in der Provinz Guerrera beschrieb. Sein Gesicht zeigt heute noch Spuren der Überfälle, aber immerhin hat er überlebt. Und Paco lässt sich nicht unterkriegen. Der Journalist setzt sich aktiv für die Pressefreiheit in seiner Heimat Mexiko ein. Paco sagt: „Angst vor tätlichen Angriffen ist dafür keine Voraussetzung. Sie führt zu Selbstzensur”.
Eigentlich hat das Land in der Theorie ganz vernünftige Menschenrechtsgesetze. In der Hauptstadt nimmt eine Kolonne von „Ombudsmobilen” Beschwerden von Bürgern entgegen. Aber die nationalen Gesetze funktionieren außerhalb von Mexiko City nicht: Drogenbarone und korrupte Politiker gehen vor allem in der Provinz aggressiv gegen kritische Journalisten vor. Die Polizei vor Ort schaut weg. Nach einer offiziellen Statistik waren seit Anfang des Jahrzehnts 114 Kollegen in Mexiko Opfer von Angriffen. Einige überlebten sie nicht. 98 Prozent der Fälle bleiben unaufgeklärt. Und die Zahl von 114 ist nur die Spitze eines Eisbergs.
Eine Delegation der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) unter Leitung des dju-Kollegen Wolfgang Mayer hat als Auftakt zu einer nationalen Kampagne der mexikanischen Journalistengewerkschaft SNRP bei führenden Politikern des Landes größeren Schutz für Journalistinnen und Journalisten angemahnt. Insbesondere beim General-Staatsanwalt und bei der nationalen Kommission für Menschenrechte in der Hauptstadt stieß das Ansinnen auf Zustimmung. Kommissionspräsidentin Perla Gómez: „Wir müssen auf Prävention setzen”.
„Schluss mit der Gewalt gegen Journalisten” ist das Motto der gemeinsamen Kampagne von SNRP und IJF in Mexiko. Die Berichterstattung in den Medien des Landes darüber zeigt die breite Solidarität unter den Kollegen. Die SNRP wünscht sich auch die Einrichtung eines „Journalistenhauses” als Zufluchtsort für Verfolgte. Vorbildlich ist ein staatlicher Hilfsfonds für attackierte Journalisten, den es inzwischen in der Provinz Guerrera gibt. Guerrera gilt zusammen mit vier anderen der 31 Provinzen als besonders gefährliches Pflaster für Berichterstatter. Mexiko belegt auf der Liste von „Reporter ohne Grenzen” über Pressefreiheit Platz 153 von 180 Ländern.

   wm

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Pokerspiele der Süddeutschen Zeitung

Bei einer Betriebsversammlung des Süddeutschen Verlags am vergangenen Dienstag ruderte Geschäftsführer Dr. Christian Wegner etwas zurück. Er deutete an, dass der Stellenabbau in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung (SZ) nicht ganz so dramatisch ausfallen könnte wie bislang befürchtet. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der Verlag in München für das laufende Jahr mit einem Abbau von 30 Vollzeitstellen plant. Die dju in ver.di kritisiert das Vorhaben scharf.
mehr »

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »

Schlaffe Tarifangebote bei der ARD

Programmeinschnitte, Sparmaßnahmen und minimale Tarifangebote der ARD. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kritisiert die Haltung der Sender und kündigt Proteste an. Im Rahmen der Tarifverhandlungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk habe es zwar erste Angebote vom Bayerischen Rundfunk (BR) und vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) gegeben. Die Angebote blieben aber laut ver.di weit hinter den berechtigten Forderungen der Mitglieder zurück. Sie liegen auch weit unter den Tarifabschlüssen anderer Branchen oder dem öffentlichen Dienst.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »