Adil Yigit muss in Hamburg bleiben!

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di erklärt ihre uneingeschränkte Solidarität mit ihrem von Abschiebung bedrohten Mitglied Adil Yigit. Die Hamburger Ausländerbehörde hat angekündigt, die bis Ende Februar befristete Aufenthaltsgenehmigung des als Erdogan-Kritiker bekannten Journalisten nicht zu verlängern. Damit droht dem seit 35 Jahren in Hamburg Ansässigen die Ausreisepflicht in die Türkei. Dort sei dem Journalisten wohl Gefängnis sicher.

Die dju fordert deshalb ein Bleiberecht für den kritischen Journalisten: „Adil ist Mitglied bei uns und trägt viel zu unserem Verständnis der aktuellen Vorgänge in der Türkei bei, gerade, was die Inhaftierung kritischer Journalisten oder Schlimmeres dort angeht“, sagt Lars Hansen, Vorsitzender des dju-Landesbezirks Hamburg/Nord. „Bei diversen Veranstaltungen zur Türkei war seine Expertise unschätzbar wertvoll. Dass ausgerechnet er jetzt der Gefahr der politischen Verfolgung ausgesetzt werden soll, halte ich für zynisch und für ein Anzeichen dafür, dass alles Beschwören der Pressefreiheit durch Hamburger Regierungspolitiker mehr Lippenbekenntnis, als wirkliche Überzeugung ist“, so Hansen.

Adil Yigit hat mehr als die Hälfte seines Lebens in Hamburg verbracht. Als freiberuflicher Journalist schreibt er unter anderem für die taz und Die Zeit sowie für türkische Exil- und Oppositionsmedien. Er betreibt außerdem das Erdogan-kritische Online-Portal „Avrupa Postasi“. Er gehört zu den Journalisten, denen beim G20-Gipfel in Hamburg nachträglich die Akkreditierung entzogen wurde. Wie weitere betroffene Kolleg_innen klagt er dagegen und erhält in dem Verfahren ver.di-Rechtsschutz. Der Verdacht, dass der Akkreditierungsentzug zumindest in einigen Fällen auf Wunsch der türkischen Regierung geschah, ist bislang nicht ausgeräumt.

Als politischer Streiter hat Adil Yigit sich bisher intensiv gegen Abschiebungen stark gemacht, heißt es in einer Pressemitteilung der dju aus dem ver.di Landesbezirk Hamburg/ Nord. Unter anderem habe sich Yigit dafür eingesetzt, dass ein Platz in der Hansestadt nach dem in Abschiebehaft verstorbenen Kemal Altun benannt wurde. „Dass die Hamburger Behörden ihn jetzt selbst abschieben wollen, hat deshalb einen besonders bitteren Beigeschmack“, sagt Lars Hansen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Negativrekord der Pressefreiheit

Mehr Übergriffe im Umfeld von Wahlen und eine Rekordzahl von Ländern mit katastrophalen Bedingungen für Medienschaffende. Die Lage der Pressefreiheit hat sich im weltweiten Vergleich weiter deutlich verschlechtert. Dies geht aus der Rangliste der Pressefreiheit 2024 von Reporter ohne Grenzen (RSF) hervor. Der Analyse zufolge befanden sich im vergangenen Jahr 36 Länder in der schlechtesten Wertungskategorie. Das sind so viele wie seit mehr als zehn Jahren nicht.
mehr »

Medienhäuser müssen Journalisten schützen

„Die Pressefreiheit ist auch in Deutschland zunehmend bedroht”, kritisiert die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di, Tina Groll, zum Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die dju in ver.di verzeichne mit großer Sorge eine wachsende Anzahl der Angriffe, die die Gewerkschaft für Medienschaffende in einem internen Monitoring festhält.
mehr »

Beitragsanpassung unter der Inflationsrate

Seit die aktuelle Empfehlung der KEF zur Beitragsanpassung vorliegt, gibt es mehrere Ministerpräsidenten, die eine Zustimmung zu einer Erhöhung kategorisch ausschließen. Dabei hatte das Bundesverfassungsgericht vor drei Jahren bereits geurteilt, dass sich ein Bundesland dem Vorschlag der KEF im bislang gültigen Verfahren nicht einfach so widersetzen darf. M sprach mit dem KEF-Vorsitzenden Prof. Dr. Martin Detzel über die aktuelle Debatte um die Rundfunkfinanzierung.
mehr »

Filmtipp: Die Mutigen 56

Hin und wieder ist es gar nicht verkehrt, sich bewusst zu machen, wie gut es uns in vielerlei Hinsicht geht. Jedenfalls gemessen an anderen Zeiten. Vieles von dem, was uns heute selbstverständlich erscheint, musste erst erkämpft werden, zum Beispiel die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall; davon erzählt das sehenswerte Dokudrama „Die Mutigen 56 – Deutschlands längster Streik“.
mehr »