Dänemark schafft Rundfunkgebühr ab

Die dänische VLAK-Regierung hat mit Unterstützung der Dansk Folkeparti eine Neuregelung auf den Weg gebracht, nach der die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks künftig über Steuern erfolgen soll. Die Rundfunkgebühr wird abgeschafft und das Budget für Danmarks Radio (DR) um 20 Prozent gekürzt. Inkrafttreten wird die Vereinbarung voraussichtlich am 1. Januar 2019. Die Europäische Journalistenföderation (EJF) zeigte sich entsetzt und forderte die dänische Regierung auf, die Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sicherzustellen.

„Die Rundfunkgebühr durch Steuern aus dem allgemeinen Haushalt zu ersetzen ist ein problematischer Vorschlag, weil die Regierung damit ein Instrument hätte, um Einfluss auf die Arbeit der Redaktionen zu nehmen, ein Schritt, den wir von einem Land wie Dänemark niemals erwartet hätten“, kritisierte EJF-Präsident Mogens Blicher Bjerregård.

Eine Kürzung des DR-Budgets um ein Fünftel hätte zudem verheerende Auswirkungen auf die Inhalte, die Möglichkeit investigativen Journalismus zu leisten und auf die Medienvielfalt, so Blicher Bjerregård. Die Schwächung eines Medienhauses wie DR werde auch eine abschreckende Wirkung auf andere Medien im Land haben.

Der EJF-Präsident appellierte an die europäischen Staaten im Allgemeinen und insbesondere an Dänemark, das aus der Schweiz kommende Signal zu verstärken und mehr Ressourcen für öffentlich finanzierte Medien bereitzustellen, um die Medienvielfalt zu fördern. So hatten sich vor knapp zwei Wochen  die Schweizer Bürgerinnen und Bürger in der No-Billag-Abstimmung gegen eine Abschaffung der Gebühren für Radio und TV und damit für den Erhalt eines öffentlich finanzierten Rundfunks ausgesprochen.

Negative Auswirkungen auf die Demokratie befürchtet indes der Präsident der dänischen Journalistengewerkschaft Dans Journalistforbund, Lars Werge: „Der Vorschlag der Regierung ist ein massiver Angriff auf öffentlich finanzierte Inhalte und es ist unverständlich, dass dänische Politiker, obwohl sie sich der Konkurrenz durch internationale Player bewusst sind, eben diese Player bevorzugen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht zur Branche liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Geschehen in der Medienbranche wirft der jetzt wieder vorliegende Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Ein Merkmal des ersten Monate dieses Jahres: Viele Übernahmen und eine Werbekonjunktur. 
mehr »

Buchtipp: Sprache des Kapitalismus

Über gendersensible Sprache läuft schon seit Jahren eine hochemotionale Debatte. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden gilt seit dem 1. April sogar ein Genderverbot. Über Begrifflichkeiten wie „steigende Preise“ oder Finanzkrisen, die wie ein „Tsunami“ über uns kommen, wird dagegen weniger gestritten. Sie beherrschen längst unser Denken und Sprechen, sind in unseren Alltag eingedrungen. Wer in diesem Wirtschaftssystem sozialisiert wurde, nutzt sie automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.
mehr »

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »