DuMont Mediengruppe: Offenbarungseid aus Köln

Die Mediengruppe DuMont will ihre Regionalblätter abstoßen. Das betrifft den Kölner Stadt-Anzeiger und den Express am Stammsitz in Köln, in der Hauptstadt die Berliner Zeitung und der Berliner Kurier, die Mitteldeutsche Zeitung in Halle/Saale sowie die Hamburger Morgenpost – und dazu alle Druckereien, zentralen Services und Anzeigenblätter. Nachdem das öffentlich geworden war, beschwichtigte der Vorstand: DuMont habe seine „Neuausrichtung zu einer Mediengruppe mit drei Geschäftsfeldern“ Ende 2018 abgeschlossen, entwickle nun Zukunftsstrategie und prüfe Handlungsoptionen. Die „Veräußerung von Teilen des Portfolios“ gehöre zum Prüfauftrag, erklärte man den Beschäftigten. Den Leser*innen wurde versichert, man habe sich „jederzeit der Wirklichkeit der Märkte gestellt, die Zeitungen würden weiterhin „in der gewohnten Qualität erscheinen“.

ver.di-Vize Frank Werneke nannte es „unerträglich, mit welcher Gleichgültigkeit die Gesellschafter des Unternehmens mit den Existenzen tausender Beschäftigter umgehen“. Weder Betriebsräte noch Gewerkschaften seien über die Pläne informiert worden. Das traditionsreiche Haus DuMont, das stolz von der 12. Verlegergeneration spricht und aktuell auf Rang sechs der deutschen Verlagsriesen geführt wird, müsse sich zu seiner Strategie erklären. Auch eine gemeinsame Aufforderung der Betriebsräte an die Aufsichtsratsvorsitzenden, sich klar zur Zukunft und zur Verantwortung als Verleger zu bekennen, blieb unbeantwortet. Gegen Unkenrufe, man sei schon „klinisch tot“, wehrt sich etwa Frederic Bombosch, Betriebsratsvorsitzender Berliner Newsroom. Trotz erlittener personeller „Rosskur“ seien die Redakteur*innen in der Hauptstadt lebendig und leistungsfähig, verbesserten auch die digitalen Angebote. Allerdings: „Was wir brauchen, sind Eigentümer, die einen klaren Kurs verfolgen, und schnelle Entscheidungen. Wir müssen wissen, woran wir sind.“

Aus Köln kommen keine verlässlichen Signale zur Perspektive der DuMont-Regionalzeitungen. Falls sich das traditionsreiche Verlagshaus tatsächlich vom Kerngeschäft trennt und sein Heil künftig in Business Information und Digitalem sucht, zeigt das, wie gründlich die hauseigene „digitale Transformation“ gescheitert ist. Einsparen, Auslagern und Zentralisieren von Geschäftsbereichen bis zum Abo-Marketing brachten im publizistischen Bereich nur Einbußen, keine Lösungen. Wie die Verkaufsbemühungen ausgehen, ist völlig offen.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »

Lokaljournalismus verliert Quellen

Viele Städte und Gemeinden betreiben inzwischen ihre eigenen Social Media Kanäle und ihre eigene Informationsstrategie. Auch Akteure wie Polizei und Feuerwehr setzen immer mehr auf direkte Kommunikation – was Vorteile hat. Gleichzeitig, so der Verband der Deutschen Zeitungsverleger (VDL), erschwert diese Entwicklung die Arbeit von Lokalkjournalist*innen. Eine Sendung des Deutschlandfunks hat nachgefragt.
mehr »

Grokipedia: Musks Angriff auf die Wahrheit

Einen Monat nach dem Start von Elon Musks Grokipedia wird deutlich: Mithilfe von „Künstlicher Intelligenz" lässt sich im großen Stil „Informationskrieg" führen. Das alternative Online-Lexikon des rechten Milliardärs zielt erklärtermaßen darauf ab, den Stellenwert von Wikipedia zu unterminieren. Dabei geht es heutzutage unter anderem darum, in die Trainingsdaten großer Sprachmodelle (LLMs) einzufließen.
mehr »