„Dass mir der Hund das Liebste sei, sagst du, oh Mensch, sei Sünde? Der Hund bleibt mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.“ Wem bei derlei Spruchweisheiten das Messer in der Tasche aufgeht, der ist gut aufgehoben bei Kot & Köter, der „Zeitschrift für den Deutschen Hundefeind“.
Aber halt: Warum wird ein Blatt dieses Special-Interest-Segments in einer medienpolitischen Zeitschrift besprochen? Wer jetzt aufgrund des Umstands, dass Verleger und Chefredakteur Wulf Beleites stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten Union dju ist, eine Gefälligkeitsrezension wittert, liegt einigermaßen daneben.
Schon die Entstehungsgeschichte der Zeitschrift ist ein schönes Beispiel für die Wirkungsmechanismen des Medienbetriebs. Anfang der neunziger Jahre war Beleites mit seiner in alkoholschwangeren Nächten geborenen Idee vielgebuchter Talk-Gast in den einschlägigen Krawall-TV-Shows, von Arabella Kiesbauer bis Margarete Schreinemakers. Bewaffnet nur mit einem Titelblatt des vermeintlichen Hundehasser-Organs übernahm er vor einer eher empörten als amüsierten Gemeinde die Rolle des „bad guys“, des erklärten Hundehassers – und wurde dadurch selbst zum Hassobjekt. Eine Nullnummer gab es nie – dennoch konnte Beleites sein freijournalistisches Einkommen mit den TV-Honoraren nicht unbeträchtlich aufstocken. Ein Kasus, an dem man einiges über die Mechanismen des Agenda-Settings und der Skandalisierung im TV sowie das Empörungspotential von Teilen des Publikums im „Unterschichtenfernsehen“ (Harald Schmidt) erfahren konnte.
Ermutigt durch die ersten Erfolgsberichte über neue Finanzierungsmodelle wie Crowdfunding macht Beleites jetzt ernst. Zwanzig Jahre nach der „Schnapsidee“ erschien unlängst die erste Printausgabe von Kot & Köter – finanziert durch einen über „Krautreporter“ organisierten Spendennapf von 7.000 Euro. Themenmix und investigative Leistungen der Pilotnummer sind beachtlich: So wird enthüllt, dass in der Originalfassung des berühmtesten Lieds von Georg Kreisler im Park nicht Tauben, sondern Hunde vergiftet wurden. Sehr instruktiv die „Kleine Phänomenologie des Nuttenpudels“. Auch die jüngsten Ergebnisse der veterinären Hirnforschung beim „Stiefhund Dackel“, einem „oft unterschätzten Rassehund“, lohnen ein aufmerksames Studium.
Nicht alle Leser haben offenbar den Untertitel „satirisch – bissig – realistisch“ wirklich zur Kenntnis genommen. Anders wäre kaum erklärbar, wieso sich bereits vor Drucklegung des ersten Heftes Kaskaden von verbalem Kot über Herausgeber Beleites ergossen. Kostprobe: „Wulf, du Pissgeburt, wenn du dich schon wie eine Pussy über Hundekot aufregst, dann fress auch kein Grünzeug mehr, das wird nämlich mit Kuhscheiße gedüngt.“ Die Erstauflage des Heftes ist vergriffen.
Einzelpreis: 7,80 Euro, Jahresabo (4 Ausgaben) 30,– Euro
redaktion@kotundkoeter.de